Lernverhalten bei Hunden

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Zwei Hunde machen Sitz, Foto: Melanie

Im Gegensatz zu den genetisch verankerten Verhaltensweisen beim Hund, ermöglicht „Lernen“ eine flexible Anpassung an neu auftretende Situationen.

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Für einen Lernvorgang beim Hund sind grundsätzlich drei Teilprozesse erforderlich:

  1. Die Aufnahme von Informationen über die Sinnesorgane.
  2. Die Einspeicherung und Aufbewahrung dieser Informationen im Gedächtnis.
  3. Die Abrufbarkeit von Informationen aus der Erinnerung.

Aufnahme von Informationen über die Sinnesorgane

Es hängt davon ab, wie stressfrei und ablenkungsfrei das Umfeld ist, wo „Lernen“ stattfinden soll. Der Hund sollte entspannt und aufnahmefähig sein. Außerdem hängt die Aufnahme von Informationen davon ab, wie „gut“ die Belohnung ist und wie „gut getimt“ sie kommt. Je größer der Informationsgehalt mittels „Feedback“ und Belohnung, desto besser. So entsteht zunächst einmal eine Verknüpfung zwischen einem Verhalten und den daraus resultierenden positiven Konsequenzen.

Einspeicherung und Aufbewahrung dieser Informationen im Gedächtnis

Die Einspeicherung und Aufbewahrung ist umso erfolgreicher, je positiver die dabei empfunden Emotionen des Hundes beim Training sind. Daher sollte eine Belohnung auch vom Hund als solche empfunden werden. Das heißt, wenn ein Hund nicht wirklich ein bestimmtes Futter oder Spiel mag, ist das Training weniger effizient.

Abrufbarkeit von Informationen aus der Erinnerung

Der Einfluss der positiv empfundenen Emotionen hat wiederum Einfluss auf die zukünftige Motivation des Hundes „Gelerntes“ abrufen zu lassen und nach und nach auch in unterschiedlichen Situationen und zunehmenden Ablenkungen zu zeigen.

Punkt drei ist  der schwierigste Teil beim Training und erfordert sehr viel Zeit. Bis ein noch junger Hund soweit ist, dass er psychisch überhaupt dazu in der Lage ist, unter allen Umständen und jeder Umgebung ein Verhalten zu zeigen, vergehen, gerade bei leicht erregbaren Rassen, einige Monate. Auch müssen die einzelnen „Phasen“, die ein junger Hund bis zum „erwachsen werden“ erlebt, berücksichtigt werden.

Daher ist es ebenfalls wichtig zu wissen, wie man geschickt und ohne den Hund großen Stress auszusetzen, ein unerwünschtes und „selbstbelohnendes“ Verhalten des Hundes verhindert, zum Beispiel dadurch, dass er in bestimmten Situationen einfach nur an der Leine bleibt.

Grundsätzlich gilt es die individuellen Eigenarten seines Hundes immer zu berücksichtigen. Das bedeutet, man sollte die Vorlieben und Abneigungen seines Hundes genau kennen.

Vor dem Training sollte man sich sehr gut überlegen, welches Verhalten oder welche Verhaltensänderung erreicht werden soll um  die „Vorgehensweise“, d. h. die einzelnen Schritte, im Vorfeld gut zu planen.

Wovon hängt ein erfolgreiches Training beim Hund ab?

  • Wie gut man den Hund motivieren kann, sodass der Hund positive Emotionen beim Training empfindet.
  • Wie genau man sich an die „Gesetze des Lernens“ bezüglich Technik und Timing hält.
  • Wie geschickt man, nach und nach, den Schwierigkeitsgrad hinsichtlich einer Zunahme von Ablenkung und Veränderungen der Umgebung plant.
  • Wie genau man über Vorlieben und Abneigungen seines Hundes Bescheid weiß.
  • Wie konsequent man mittels „passiven Zwangs“ ( Leine, etc.) ein selbst belohnendes und unerwünschtes Verhalten beim Hund verhindern und auszuschließen vermag.
  • Wie klar man sich darüber ist, dass bei bestimmten Verhaltensweisen, die der Hund an den Tag legen würde, die Kontrolle immer übernommen werden muss.

Autor: Melanie Weber-Tilse

1 Kommentar

  1. Fachlich leider nicht ganz richtig. Auch genetisch bedingte Verhaltensweisen unterliegen Lernprozessen. Ein Hund, der auf jagdliche Verhaltensweisen selektiert wurde beispielsweise, kann sehr wohl lernen ob und wann es sich für ihn lohnt zu jagen und wann nicht. Ansonsten könnten wir ja keine Jagdhunderasse mehr ableinen.

    Außerdem lernen Hunde über viele weitere Lernprozesse und nicht immer nur über positive Verstärkung, sondern genauso über negative, beispielsweise bei der operanten Konditionierung, dem Lernen über Versuch und Irrtum.

    Darüber hinaus gibt es weitere lernpsychologische und verhaltensbiologische Lernprozesse (klassische Konditionierung, Habituation, Sensitivierung, Lernen durch Oberservation, kinästhetisches Lernen, latentes Lernen, bedingte Appetenz, Aktion, Hemmung und Aversion…. Das Feld ist riesig und sehr, sehr spannend. Lernen über eine „gute Belohnung“ ist ein kleiner Teil davon.

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