Reportage über Gegensätze in der heutigen Hundeerziehung

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Reportage Hundeerziehung

Hundemassaker in Rumänien, Hundefleisch als Delikatesse in China, Peitschenhiebe als Strafe für Hundehalter im Iran. In Deutschland herrscht hingegen ein ungebrochen hundefreundliches Klima. Zehn Millionen Deutsche leben mit einem Hund im Haushalt und auch 70 Prozent der Nichthundehalter mögen Hunde gern. Die Liebe zum Vierbeiner ist auch ein mächtiger Wirtschaftsfaktor: Mehr als 4,6 Mrd. Euro geben die Deutschen für ihre Hunde jährlich aus. Doch dieses domestizierte Laufraubtier braucht, anders als die meisten anderen Haustiere, eine solide Erziehung, um sich problemlos in unsere Gesellschaft zu integrieren. Da sind sich eigentlich alle einig. An den Methoden dazu scheiden sich aber in verwirrender Art und Weise inzwischen die Geister.

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Besonders „Gewalt“ in der Hundeerziehung polarisiert. Früher waren aversive Methoden, die von unangenehmen Strafen wie Leinenruck, körperlichem Grenzen-Setzen, teilweise auch Stachelhalsband und Schlägen geprägt waren, an der Tagesordnung. Heute hat sich dies mit dem Bild des Hundes in der Gesellschaft vom „Gebrauchshund“ hin zum sozialen Wegbegleiter und auch Familienmitglied ebenfalls gewandelt zu einem sanfteren Erziehungsstil. Ein Erziehungsstil, der aber, so die Verfechter „traditioneller“ Methoden, viel Zeit erfordert und trotzdem oft unbefriedigend bleibt in seinen Ergebnissen. Auch die Frage, was eigentlich artgerecht ist, ist strittig. Denn auch Aggression, Druck und Grenzen haben ihren festen Platz im Zusammenleben der Caniden, der Hundeartigen, also jener Raubtiere, die mit Wolf und Hund verwandt sind. Die Diskussion über Methoden und Forschungsergebnisse, über TV-Trainer und Ausbildungsstile wird hitzig geführt, besonders das Internet liefert eine Plattform für oft unerbittliche Grabenkämpfe zwischen den Vertretern unterschiedlicher Meinungen. Während sich die einen als Wattebauschwerfer belächeln lassen müssen, werden die anderen als Tierquäler beschimpft.

Axel M. (Anmerkung der Redaktion:  Der Name ist frei erfunden) ist mit Hunden aufgewachsen. Im elterlichen Metzgerbetrieb lebten immer Rottweiler, meistens mehrere gleichzeitig. Dass diese keinen Platz auf der Couch hatten, sondern im Hof als Viehtreiber- und Wachhunde lebten, war seinerzeit nicht anders denkbar. Stundenlang konnte er als Kind und Jugendlicher beobachten, wie die Hunde untereinander ein Rudel bildeten, sich mit offenen oder auch subtilen Signalen gegenseitig in die Schranken wiesen und dennoch ein erstaunlich harmonisches Miteinander lebten. Für ihn als Kind war der Hinterhof alleine tabu. Nur im Beisein von Erwachsenen durfte er zu den Hunden, die sich seinem Vater allerdings problemlos unterordneten. Er selbst führt heute einen Dobermann erfolgreich im IPO-Sport, früher Schutzhundesport genannt. Dieser lebt im Gegensatz zu damals aber mitten in der Familie und im Haus. Vom natürlichen, souveränen Umgang seines Vaters mit den Rottweilern hat er viel übernommen, seine eigenen Ausbildungsmethoden aber durch Schulungen und im Austausch mit Trainern und Hundesportlern ständig weiterentwickelt.

Nadja B. (Anmerkung der Redaktion:  Der Name ist frei erfunden) züchtet seit 10 Jahren Kromfohrländer, mittelgroße, temperamentvolle Haus- und Begleithunde. Selbst hat sie inzwischen 3 Exemplare dieser noch sehr jungen Hunderasse und betreibt mit ihnen neben etwas Dogdancing vor allem die Sportart Agility. Erst spät konnte sich die dreifache Mutter den Kindheitstraum nach einem eigenen Hund erfüllen und las sich vorher umfassend in die Werke namhafter Trainer und Kynologen ein. Bei der Mitbegründerin des Projekts „Trainieren statt Dominieren“, Manuela Zaitz, hat sie einige Seminare besucht, ebenso wie diverse Züchterschulungen, die sich mit unter anderem auch mit Prägung und Sozialisation des Hundes befassten. Ihre Welpenkäufer berät sie lange über den Abgabezeitpunkt hinaus in allen Erziehungs- und Ausbildungsfragen. Sie möchte ihre Hunde vor allem gewaltfrei ausbilden und beschäftigt sich hierzu intensiv mit moderner Lernpsychologie.

Wir haben uns verabredet, um Hunde und Hundeführer zu beobachten sowie deren Ausbildungsphilosophie zu hinterfragen.

Im Garten von Nadja B. wuseln drei Kromfohrländer bellend um mich herum. Die Freude der kniehohen Hunde über den Besuch ist unverkennbar, einer der drei, Janka, erst 10 Monaten alt, springt immer wieder an mir hoch. „Am Unterlassen des Hochspringen arbeiten wir noch“, erklärt Nadja mir, „das hat aber bei mir keine so hohe Priorität. Die Leute, die uns besuchen, kommen fast alle wegen der Hunde und haben kein Problem mit sich freuenden Vierbeinern. Für mich selbst ist es jedes Mal Seelenbalsam, wie die Hunde mich bei meiner Rückkehr begrüßen.“ Es sei zudem ein völlig natürliches Verhalten der Hunde. Ein von der Jagd zurückkommender Wolf werde genau in dieser Art und Weise von seinen Artgenossen, besonders den Jungtieren, begrüßt. Für Nadja B. ist es am wichtigsten, die vielfältigen Signale ihrer Hunde richtig zu deuten und angemessen darauf zu reagieren sowie die jeweiligen Bedürfnisse zu erkennen. So könne eine fundierte Beziehung zum Hund aufgebaut werden, die dann auch die Erziehung leicht mache. „Methoden wie Sprühpistolen, körperliches Bedrängen oder der Leinenruck sind unnötig brutal, der Zweck rechtfertigt bei weitem nicht alle Mittel. Nachhaltiges Lernen geht anders. Ich arbeite mit rein positiven Methoden: das erwünschte Verhalten wird belohnt, sodass der Hund es mit der Zeit immer öfter zeigen wird, Unerwünschtes wird ignoriert oder in positives Verhalten umgelenkt und verliert so seine Häufigkeit.“ Hundertprozentiges Funktionieren werde man mit keiner Erziehungsmethode erreichen, denn der Hund sei keine Maschine, sondern ein Lebewesen mit eigenem Willen und Gefühlen.

Im Haus von Axel M. liegt Dobermann Aramis ruhig, aber gespannt auf seiner Decke im Flur und fixiert mich. Auf Kommando seines Herrn trabt er zu mir heran, beschnüffelt meine vorgestreckten Hände und trollt sich dann ins Wohnzimmer. „ Als junger Hund wollte Aramis natürlich auch alle Besucher bellend und anspringend begrüßen. Das geht aber nicht, besonders bei dieser Größe. Wir haben also sehr konsequent das Ritual „Decke“ eingeführt. Dort muss er liegen, bis ich die Freigabe erteile“. Seiner Meinung nach brauchen Hunde im Alltag klare Grenzen. „Autoritäre Erziehung, und das ist nicht gleichbedeutend mit despotisch, schafft einen sicheren Rahmen, in dem sich alle bewegen können. Mein Hund akzeptiert mich uneingeschränkt als Ranghöheren, das nimmt ihm gleichzeitig aber auch Verantwortung ab, sodass er sich sozusagen entspannt zurücklehnen und meiner Führung anvertrauen kann.“ Er erzählt von den Vorfahren der Hunde, den Wölfen, zu deren natürlichem Kommunikationsrepertoire eben auch die Aggression und gelegentliches In-die-Grenzen-Weisen gehört. „Viele versuchen in ihrer Beziehung zum Hund die Sehnsucht des Menschen nach dem verlorenen Paradies zu verwirklichen, Gewaltlosigkeit, blindes Vertrauen. Das ist aber unrealistisch und kann, da der Hund nun mal ein Raubtier mit tierischen Instinkten ist, auch sehr gefährlich werden. Leider kommt es ja immer noch sehr häufig zu Beißvorfällen durch Hunde, oft, weil Menschen tierische Instinkte falsch eingeschätzt haben.“

Hunde Reportage
Die innerartliche Kommunikation des Hundes ist auch von Körperlichkeit und Aggression geprägt, gegenseitiges In-die-Schranken-Weisen an der Tagesordnung. Im Zusammenleben von Hunden kann man Schnauzengriff, Anrempeln, Drohen bis hin zum Drohschnappen und Umstoßen des Rangniedrigeren beobachten.

Mit Axel M. und Aramis geht es nun raus zum gemeinsamen Spaziergang. Als wir die paar Straßen bis zum Feldrand entlanglaufen, schießt auf der gegenüberliegenden Straßenseite bellend ein Collie an den Zaun. Blitzschnell will auch Aramis den verbalen Angriff erwidern und versucht, ebenfalls loszustürmen. Er wird aber durch eine schnelle Linksdrehung, bei der der Hundeführer den Hund mit dem Knie nach hinten stößt, in die Schranken verwiesen. Mit scharfem Kommando „Fuß“ geht es mit dem wieder ruhigen Hund weiter bis zum Feldrand. „Ohne die Korrektur von unerwünschtem Verhalten geht es nicht, dies macht sogar einen ganz großen Teil der Hundeerziehung aus.“, erklärt er mir. „ Mein Hund ist in seinem Vertrauen zu mir gefestigt genug, dass ich ihn auch mal anschnauzen, rempeln oder im Genick packen kann, zumal das ja nicht ständig stattfindet. Er bekommt dann ein präzises Signal, wenn es erforderlich ist, hat aber ansonsten den ganzen Tag auch sehr viel Freiheit.“

Aramis trägt ein Kettenhalsband, das auch auf „Zug“ gestellt werden kann, dann also als Würgehalsband fungiert. Auf meine Frage nach dem Grund erklärt mir Axel M.: „Nur ein solches Halsband ist bei Prüfungen im IPO-Sport zugelassen, also liegt es nahe, es immer zu nutzen, zumal ich es ja im Alltag nicht auf Zug gestellt habe. Es ist praktisch, unverwüstlich und schont das Fell. Ich arbeite vor allem über Motivation und Lob, ein Leinenruck ist aber auch von Zeit zu Zeit erforderlich. Steht das Halsband auf Zug, muss ich viel weniger Kraft aufwenden, um beim Hund eine Reaktion zu erreichen und schone somit die Halswirbelsäule.“

Ein handelsübliches Ketten- oder Würgehalsband sowie ein Stachelhalsband. Beide sind in Deutschland erlaubt und überall zu kaufen. Besonders das Stachelhalsband wird von Verfechtern sanfter Erziehungsmethoden abgelehnt und stark kritisiert. Denn dem Hund werden hierdurch unweigerlich Schmerzen zugefügt. Dies führe zu Vertrauensverlust zwischen Hund und Hundeführer und erschwere so jede weitere Ausbildung. Erziehung über Schmerz könne zudem lediglich Symptome bekämpfen, nicht die Ursachen ungewünschten Verhaltens angehen. Insbesondere beim Einsatz gegen aggressives Verhalten wie z.B. bei Hundebegegnungen sei es kontrainduziert, da dem Hund hiermit die Ausgangssituation, aufgrund der er aggressiv reagiert, zusätzlich schmerzhaft gestaltet wird, was zu noch mehr Abneigung gegenüber der Situation und damit noch mehr Aggression führen könne. Befürworter dagegen verweisen auf die Notwendigkeit, auch sehr große, kräftige und noch wenig erzogene Hunde führbar zu machen und gezielte, wirksame Impulse in der Ausbildung setzen zu können.
Clickertraining ist eine Methode der positiven Verstärkung und kann vielfältig in der Hundeerziehung und im Hundesport eingesetzt werden. Mit einer Art „Knallfrosch“ wird beim Hund anfangs das Geräusch des Clicks über Futter solange positiv konditioniert, bis der Hund den Click mit „gut gemacht“ gleichsetzt. Nun kann jedes beliebige Verhalten durch punktgenaue Bestätigung geformt werden. Beim Clickern wird in der Regel auf jede körperliche Korrektur oder Einwirkung verzichtet, der Hund lernt über Versuch und Irrtum und am Erfolg, was hohe Motivation und freudiges, konzentriertes Lernen begünstigt. Auch Problemverhalten kann damit angegangen werden, indem man bereits ansatzweise gezeigtes Alternativverhalten sofort positiv bestätigt. Kritiker bemängeln, dass mit dem Clicker keine Grenzen gesetzt werden können, sondern lediglich das Einhalten von bereits gesetzten Grenzen belohnt werden kann.

Da Hunde in Körperbau und Charakter unglaublich vielfältig sind, sieht er Differenzierungsbedarf bei der Notwenigkeit von solchen Einwirkungen: „Bei der sensiblen 10-kg-Hündin reicht vielleicht ein Leckerli oder sanftes Leinezupfen, um die Aufmerksamkeit wieder auf den Halter zu lenken. Der 50 kg-Rottweilerrüpel braucht dagegen eine andere Einwirkung, um ihn für seinen Halter besonders in Grenzsituationen wieder ansprechbar zu machen.“ Wenn seine 72-jährige Mutter sich während seiner gelegentlichen Geschäftsreisen um Aramis kümmere, gebe er ihr sogar immer ein Stachelhalsband mit. „40 kg Muskelpaket kann sie manchmal anders einfach nicht halten. Eine Situation wie vorher mit dem Collie am Zaun ist für sie nur so sicher händelbar und die Sicherheit für meine Mutter geht in dem Fall einfach vor. In dieser Zeit nicht mit ihm spazieren zu gehen ist ja auch keine Alternative.“

Eine Misshandlung des Hundes sieht er hierin nicht, er reiße ja mit keinem der Halsbänder an der Leine herum sondern gebe gezielte Impulse. „Die Ablehnung aversiver Methoden ist auch nicht zwingend gleichbedeutend mit einem schönen, artgerechten Leben des Hundes. Denn der hat weit mehr Bedürfnisse als das nach einer gewaltfreien Beziehung zum Besitzer.“ Vielleicht vegetiere der Hund täglich viele Stunden allein in einem kleinen Zimmer oder gar einer Hundebox vor sich hin, weil er aus Unterforderung oder einfach, weil ihm nie korrektes Verhalten beigebracht wurde, zum Zerstören von Einrichtungsgegenständen neige. Vielleicht könne er nie von der Leine gelassen werden, weil der sichere Rückruf einfach nicht klappe. Vielleicht bekomme er täglich Futter, das von einer artgerechten Ernährung weit entfernt sei oder werde regelrecht fett gefüttert. „Mein Hund soll Begleiter im Alltag sein, ich will deshalb in allen Situationen mit ihm klarkommen und nicht alles Mögliche meiden müssen.“ Dazu sei aber einfach eine solide Ausbildung mit klaren Signalen für den Hund unumgänglich.

Hund Frau Bank
Durch den Wandel der Mensch-Hund-Beziehung in den vergangenen Jahrzehnten vom reinen Gebrauchshund zum Hobbyhund ist eine sehr stark emotional geprägte Bindung der Menschen an ihre Tiere entstanden, die sich auch in einer Veränderung des Erziehungsstils ausdrückt

Auch mit Nadja B.s und ihren Vierbeinern fahre ich hinaus auf eine nahegelegene Heide. „Zum Glück haben meine Hunde wenig Jagdtrieb. Ich kann sie problemlos ohne Leine laufen lassen, sie wissen genau, dass beim Rückruf ein Leckerli oder Ballspiel mit mir die Belohnung ist.“ Als vorn ein anderer Hundehalter in Sicht kommt, leint sie ihre Hunde zügig an.

„Vor allem meine ältere Hündin, Sandy, hat manchmal Probleme mit anderen Hunden und reagiert aggressiv, wenn ihre Individualdistanz von fremden Hunden unterschritten wird.“ „Zur Seite“, gibt sie Kommando und die Hunde folgen ihr einige Meter vom Weg ab ins Gras. Als die Hunde sich setzen, ertönt von einem kleinen Kästchen in ihrer Hand ein schnelles „Click“. Der andere Hundeführer kann in ausreichender Entfernung passieren. „Das ist ein sogenannter Clicker“, erläutert mir Nadja, „meine Hunde sind darauf konditioniert. Das Geräusch bedeutet für sie nichts anderes als „fein gemacht“. So kann ich schnell und punktgenau erwünschtes Verhalten bestätigen.“

Nochmal auf das Stichwort „Individualdistanz“ angesprochen erklärt sie: „Einen Bogen zu laufen ist das natürliche Verhalten von Hunden bei Begegnungen. Frontal aufeinander zuzugehen oder sehr dicht aneinander vorbei bedeutet fast immer Angriff und wird mit entsprechendem aggressivem Verhalten quittiert.“ Würde der Mensch sich mehr Mühe geben, Wesen und Verhalten von Hunden zu studieren, die vielfältigen Signale des Hundes frühzeitig zu lesen, könne er viele solche Situationen im Vorfeld verhindern und müsse überhaupt nicht korrigierend, womöglich mit Körpereinsatz, eingreifen. Das sei für sie artgerechte Hundehaltung.

Der Hund sei heute überwiegend kein Arbeitsmittel mehr, das funktionieren müsse, sondern diene fast ausschließlich der Lebensbereicherung. „Und gerade deshalb möchte ich in der Erziehung meiner Hunde auch meinen Idealen treu bleiben und keinem Lebewesen Schmerz zufügen.“ Ob die Methode der rein positiven Bestätigung auch bei Hunden größeren Kalibers zur Erziehung ausreiche, frage ich. „Keinen Hund bringt Gewalteinwirkung in seiner Ausbildung weiter“, erklärt sie mir, „ein Hund lernt genauso wenig wie Kinder unter Stress oder Angst. Wichtig ist, sich vor Anschaffung einer bestimmten Hunderasse ehrlich Rechenschaft abzulegen über seine zeitlichen und körperlichen Möglichkeiten, seinen Hundeverstand und seine Motivation zur Arbeit mit dem Hund. Bei später auftretenden Problemen liegt der Grund häufig bereits in der Auswahl des falschen Hundes begründet. Auch bei meinen Welpenkäufern schaue ich sehr genau hin, wer wohl mit einem Hund dieser Rasse klarkommen und zu einem harmonischen Team zusammen wachsen wird.“

Ketten Würgehalsband Stachelhalsband Deutschland
Ein handelsübliches Ketten- oder Würgehalsband sowie ein Stachelhalsband. Beide sind in Deutschland erlaubt und überall zu kaufen. Besonders das Stachelhalsband wird von Verfechtern sanfter Erziehungsmethoden abgelehnt und stark kritisiert. Denn dem Hund werden hierdurch unweigerlich Schmerzen zugefügt. Dies führe zu Vertrauensverlust zwischen Hund und Hundeführer und erschwere so jede weitere Ausbildung. Erziehung über Schmerz könne zudem lediglich Symptome bekämpfen, nicht die Ursachen ungewünschten Verhaltens angehen. Insbesondere beim Einsatz gegen aggressives Verhalten wie z.B. bei Hundebegegnungen sei es kontrainduziert, da dem Hund hiermit die Ausgangssituation, aufgrund der er aggressiv reagiert, zusätzlich schmerzhaft gestaltet wird, was zu noch mehr Abneigung gegenüber der Situation und damit noch mehr Aggression führen könne. Befürworter dagegen verweisen auf die Notwendigkeit, auch sehr große, kräftige und noch wenig erzogene Hunde führbar zu machen und gezielte, wirksame Impulse in der Ausbildung setzen zu können.

Die drei Kromfohrländer rennen schon wieder fröhlich miteinander spielend voraus. Immer wieder mal kommen sie zu Nadja zurück, wie um sich rückzuversichern, dass sie noch da ist und erhalten dann ab und zu ein Leckerchen.

“Diese Orientierung an mir ist sehr wichtig. Deshalb belohne ich die Hunde hierfür auch immer mal wieder. So kann sich das Verhalten am besten festigen.“ Auf einer abgemähten Wiese zeigt mir Nadja ein bisschen etwas aus dem Trickrepertoir ihrer Hunde. Mit körpersprachlichen Signalen lässt Nadja ihre Hunde sich wie in einer Choreografie drehen, durch die Arme springen, sich tot stellen, rückwärts laufen und vieles mehr. Wie man so viele unterschiedliche Bewegungsabläufe einüben kann, frage ich. „Das funktioniert nur über Motivation und punktgenaue Bestätigung des jeweils Gewünschten. Mit Druck oder Zwang geht da gar nichts.“ Fast alle Hunde wollen mit ihren Menschen arbeiten, dazu wurden sie in Jahrhunderten der Hundezucht selektiert. Die überwiegende Mehrheit der Hund-Mensch-Beziehungen funktioniere deshalb auch ohne allzu viel Hundesachverstand erstaunlich gut. Auch darum halte sie die ganzen TV-Hundetrainer, allen voran Cesar Millan mit seinen harten, überholten Ausbildungsmethoden, für fehl am Platz.

Hiergegen formiere sich nun aber immer mehr Widerstand, was sie begrüße. Ihn sehen viele Hundehalter als Inbegriff für Tierquälereien. „Ich kann die Verbissenheit nicht verstehen, mit der manche Hundesportler von ihren Hunden perfekte Leistungen erwarten.“ Immer noch würden viele Hunde instrumentalisiert, auf offiziellen und inoffiziellen Abrichteplätzen mit diversen Gewaltmitteln traktiert und müssten Ventil für persönlichen Ehrgeiz ihrer Halter sein; diese „Sport“hunde sollen zu Ruhm, Anerkennung und einem Platz auf dem Treppchen verhelfen, was dem Hund selbst aber alles absolut nichts bedeute. “Wir holen den Hund in unser hochzivilisiertes Leben und stülpen ihm mittels Dressur unsere Ansprüche über. Er hat es aber nicht verdient, als Accessoire oder Sportgerät zu dienen, er ist ein hochkomplexes, soziales Lebewesen.“

Szenenwechsel zurück zum Dobermann. Wir sind inzwischen auf dem Feld angekommen, Aramis rennt frei schon eine Weile schnüffelnd über die Wiesen. Axel M. ruft ihn nun aber zu sich und legt ihm ein Geschirr samt 10 m-Leine an. „Das ist ein Fährtengeschirr. Ich war heute Morgen schon mal hier draußen und hab eine Fährte gelegt. Die Fährtenarbeit ist einer der drei Bestandteile des IPO-Sports. Aramis liebt das: bei dieser Nasenarbeit wird er körperlich und mental gefordert und kann seine Triebe artgerecht ausleben.“ Eben das gehöre für ihn zu einer guten Hundehaltung dazu. Axel M. setzt Aramis auf die Fährte an. Der kreist ein bisschen und folgt dann zielstrebig und konzentriert mit tiefer Nase einer für mich unsichtbaren Spur.

Mehrmals setzt er sich; wie sich herausstellt, „verweist“ er hierdurch Gegenstände, die auf der Fährte abgelegt wurden. Am Ende der mehrere hundert Meter langen Strecke erhält Aramis beim letzten Gegenstand ein dickes Lob. Wir setzen unseren Spaziergang fort, an einem Aussiedlerhof vorbei, wo Aramis plötzlich aufgeregt schnuffelt. Axel M. packt ihn kurz im Genick, nimmt ihn mit scharfem Kommando „Fuß“ an seine linke Seite und geht weiter, ihn nicht aus den Augen lassend. „Die Hündin auf dem Hof ist im Moment läufig, d.h. paarungsbereit. Am liebsten würde er ihr jetzt einen Besuch abstatten.“ Genau in solchen und ähnlich gelagerten Fällen, bei denen Ungehorsam, in diesem Fall Weglaufen zur Hündin, für den Hund eine hohe Triebbefriedigung versprächen, komme man mit rein positiver Erziehungsarbeit nicht weit. „Ein Hund, dem nur mittels positiver Konditionierung ein Kommando beigebracht wurde, bleibt tendenziell unsicher in dessen Ausführung, denn er hat immer die Wahl.“ Sei die lockende Belohnung für die Ausführung des Kommandos für ihn im Moment weniger wert als andere Reize, z.B. der Duft aus einem Mäuseloch oder einer läufigen Hündin, werde er diese vorziehen. „Wir haben leider heutzutage viel zu viele schlecht erzogene Hunde, die den Ruf der Hundehalter insgesamt nachhaltig schädigen und hundelose Menschen aber auch andere Hundehalter und deren Hunde häufig belästigen, wenn nicht gar in Gefahr bringen“.

Hundeausbildung als Wirtschaftsmarkt

Bei Nadja B. und Axel M. kann man zwei unterschiedliche Einstellungen und Ausbildungsmethoden kennenlernen und bei weitem nicht die extremsten. Hundeausbildung ist zu einem florierenden und regelrecht exotischen Markt geworden, es gibt fast nichts mehr, was es nicht gibt. Vom Natural Dog Feeling System, basierend auf indianisch-gewaltfreiem Training der Hunde, über die intermediären Brücke, bei der dem Hund mittels „Markerwort“ (z.B. la-la-la) deutlich gemacht wird, dass er eine ihm unangenehme Situation nicht mehr lange aushalten muss, bis zum „Contact your Dog“, eine Methode, die ohne Lob und Befehle, aber mittels einer um dem Bauch gelegten Leine funktionieren soll, durch Spannung und Entspannung. Die „ererbte Rudelstellung“ soll nach der Theorie von Barbara Ertel den Schlüssel zu jeder weiteren Erziehung liefern, kann aber nur in kostspieligen Workshops direkt bei ihr diagnostiziert werden.

Thundershirt, Pheromonspray und natürlich Bachblüten sollen Angsthunden helfen. Ein „Halti“- Kopfhalter imitiert angeblich den zur innerartlichen Kommunikation des Hundes gehörenden Schnauzengriff und mache so schwierige Hunde kontrollierbar. Turid Rusgad klärt Hundehalter über deren Calming Signals, Beschwichtigungssignale auf. Und Linda Tellington-Jones will mittels TTouch, bestimmten manuellen Berührungstechniken, durch Einwirkung auf die Propriozeptoren die Kommunikation mit dem Hund erleichtern. Das La-Ko-Ko-Mentaltraining von Thomas Baumann wiederum setzt auf Langsamkeit, Konzentration und Koordination, um ein neues Führverhalten in der Problemhundetherapie zu etablieren. Daneben werden weiterhin zum Beispiel Antijagdseminare oder Schutzhundeausbildung mittels Teletakt im benachbarten Ausland angeboten, wo dieses Hilfsmittel nicht verboten ist.

Teletakt – in Deutschland ist die Nutzung verboten

Teleimpuls Zeitschrift
Ausbildung mittels Stromschlag?

Mit dem Telereizgerät, oft als Teletakt bezeichnet, können dem Hund auf Distanz variabel einstellbare Stromimpulse bei Fehlverhalten zugeführt werden. Die meisten Trainer und Kynologen lehnen diese Methode ab, da nicht sicher ist, ob der Hund Strafe und Ursache miteinander verbinden kann, dem Hund hierdurch erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt werden können und es zu fatalen Fehlverknüpfungen kommen kann.
Solche Mittel richten demnach beim Hund nicht wieder gutzumachende Schäden an. Vertrauensverlust in den Hundehalter, Dauerstress, der schwere Krankheiten auslösen kann, bis hin zur erlernten Hilflosigkeit, eine psychische Störung, mit der Hunde reagieren, die keinen Ausweg mehr aus ständiger Bestrafung finden, könnten die Folge sein. Allerdings gibt es auch Befürworter des Telereizgerätes, u. a. die amerikanische Tierschutzorganisation Humane Society, die den Ferntrainer ausdrücklich für Hunde mit starkem Jagdverhalten empfiehlt, denn es könne Hunde vor der für dieses Laufraubtier nicht artgerechten lebenslangen Leinenpflicht bewahren.
In Deutschland ist die Nutzung laut § 3 Nr. 11 des Tierschutzgesetzes, konkretisiert durch Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 23.02.2006, ausnahmslos verboten und wird als Ordnungswidrigkeit, in drastischen Fällen auch als Straftat, geahndet. Verkauf und Besitz sind allerdings legal, was dazu führt, dass es weiterhin auch von Laien im Geheimen genutzt wird.

Cesar Millan entzweit die Hundewelt

Facebook Communities gegen Cesar Millan
Phänomen Cesar Millan und seine Gegner, Screenshot Facebook

Der amerikanische Hundetrainer und Buchautor Cesar Millan, dessen „Hundeflüsterer“-Serie hierzulande auf dem Privatsender SIXX läuft und der im Herbst auch in Deutschland auf Tournee war, polarisiert und entzweit die Hundewelt wie kein anderer.

Während die einen begeistert sind von seiner dominanzgeprägten Rudelführertheorie und seinem Mut, sind die anderen entsetzt, weil viele seiner Ansichten und Methoden als nicht mehr zeitgemäß gelten. Durch ihn werde dem Zuschauer die Notwendigkeit von Gewalt, Zwangsmitteln und einem Machtgehabe gegenüber den Vierbeinern suggeriert, die fast allen Hunden mehr schade als nütze und, wie z.B. das Teletakt und die Würgeschlinge, ganz viel kaputt machen können.

Er gehe nicht wirklich auf die Hunde ein, die trotz Beschwichtigungssignalen immer weiter von ihm bis zum Angriff bedrängt würden. Nach dem „Training“ seien viele der Hunde stark verunsichert, wenn nicht gar traumatisiert. Neutrale Betrachter weisen darauf hin, dass das, was da über den Bildschirm flimmert, immer nur ein Ausschnitt sei, und vor allem auf Quote abziele. Cesar Millan biete schnelle, gangbare Lösungen für amerikanische Hundehalter. Die dortige Hundehaltung und Einstellung zum Hund sei mit unserer hierzulande nicht wirklich vergleichbar.

Befürworter hingegen bewundern seinen Mut, sein Gespür für Hunde und die Tatsache, dass er nicht wenige aggressive Hunde vorm Einschläfern gerettet hat. Befremdend scheint allerdings der Hass, der ihm von manchen gewaltfrei arbeitenden Hundehaltern und -trainern entgegenschlägt, selbst Drohungen gegen Leib und Leben erreichen ihn. Es hat sich sogar eine eigene Facebook-Gemeinschaft mit über 7000 Unterstützern nur zu dem Zweck gebildet, „gegen Cesar Millan“ zu sein. Als sich am 3. Dezember eine geschmacklose Todesmeldung über Cesar Millan im Netz als falsch herausstellt, tun sich durch Kommentare wie „schade, um den hätte es mir nicht leid getan“ mit zigfachen Likes menschliche Abgründe auf. Ähnliches war vor einigen Jahren mitzuverfolgen, als der Hundetrainer Michael Grewe in einem Videoausschnitt auf Youtube dabei zu sehen war, wie er einem aggressiven Schäferhund einen Blechnapf ins Gesicht schlug. Ein wahrer Hunde-Shitstorm hat sich hieraus entwickelt, Gewaltandrohungen, Beschimpfungen, Kurdenmord- und Nazifoltervergleiche. Das ganze hätte Grewe fast seine Existenz als Hundetrainer gekostet, den Makel dieses „Blechnapfgate“ trägt er bis heute.

Wer hat Recht?

Der Durchschnittshundebesitzer steht ratlos und verwirrt vor all diesen Konzepten und Ansichten, fragt sich, wer denn nun Recht hat oder ob ein Weg in der Mitte vielleicht auch erfolgversprechend ist. Er fühlt sich möglicherweise an den Umschwung von Prügelstrafe und deutscher Zucht und Ordnung zur antiautoritären Erziehung, Summerhill und 68er-Revolution erinnert, was letztlich in der heute überwiegend anerkannten autoritativen Erziehung mit weiterhin zahlreichen Ausschlägen in alle Richtungen endete. Erziehung, egal ob von Zwei- oder Vierbeinern, ist und bleibt eben schwierig, ein fast lebenslanger, komplexer Prozess, und Patentrezepte für alle Fälle gibt es keine.

[box type=“info“]Angelika PrinzAngelika Prinz lebt seit sie denken kann mit Hunden zusammen, Tierheimhunde, Mischlinge und Rassehunde hat sie erfolgreich im Turnierhundesport geführt, war in den 80er und 90er-Jahren mehrfache deutsche und südwestdeutsche Meisterin im Vierkampf sowie Geländelauf und hat Erfahrungen in fast allen Disziplinen des Hundesports sammeln können. Seit mehr als 20 Jahren ist sie Pressebeauftragte im Verein der Hundefreunde Aalen einem der größten Hundesportvereine im südwestdeutschen Raum, jahrelange Ausbilderin in der dortigen Welpenspielgruppe sowie Inhaberin des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens Rundumhund-Ostalb. Seit 2013 züchtet sie Großpudel und hat hierzu beim VDH diverse Schulungsmodule über Zucht, Prägung und Gesundheit absolviert. Ihre aus der Theorie von Schulungen, vielen Fachbücher sowie der täglichen Praxis mit unzähligen verschiedenen Hunden, Hundehaltern und verschiedensten Ausbildungsmethoden resultierenden Erfahrungen und Eindrücke hat sie in der vorliegenden Reportage zusammengefasst.

Homepage: www.rundumhund-ostalb.de[/box]

6 Kommentare

  1. Vielen Dank für diesen interessanten Artikel.
    Jeder Hundehalter ist auf der Suche nach dem richtigen Weg.
    Ich habe das Gefühl, je mehr man sich informiert, um so mehr gibt man seinen gesunden Menschenverstand ab.
    Ob man den perfekten Weg für sich und seinen Hund findet, ist nicht sicher. Ein bisschen mehr Bauchgefühl ist sowohl in der Hunde- wie auch in der Kindererziehung heutzutage wichtig.
    Schlimm finde ich persönlich die Anfeindungen der Hundehalter unter sich. Jeder darf seine persönliche Meinung haben. Ich kann diskutieren, aber ich hasse es, verurteilt zu werden.
    Und ich weiß, wovon ich rede – ich bin mit meiner Hündin die letzten Jahre aktiv im Schutzhundesport. Da muss man sich oft Tierquälerei vorwerfen lassen.
    Ich liebe meinen Hund, ich liebe unsere Zusammenarbeit und ich versuche in der letzten Zeit, mehr auf mich und meinen Hund zu hören, statt mir permanent Rat von anderen zu holen.
    Aber ich habe diesen Artikel sehr gerne gelesen. Er ist so herzerfrischend neutral geschrieben. Vielen Dank dafür :-)

    • Danke für das Lob.
      Neutralität und genaues Hinschauen auf die Wahrheiten beider Seiten war mir wichtig, denn ich möchte zur fruchtbaren Diskussion zwischen den Lagern beitragen, die aufgrund gegenseitiger Anfeindungen meines Erachtens immer mehr zu kurz kommt.
      Pauschalrezepte gibt es leider nicht. Genaues Anschauen des Einzelfalles ist viel wichtiger als Ausbildungsphilosophien und Prinzipienreiterei.

  2. Sie schrieben in einem Kommentar: „Neutralität und genaues Hinschauen auf die Wahrheiten beider Seiten war mir wichtig“

    Zitat: […] Befremdend scheint allerdings der Hass, der ihm von manchen gewaltfrei arbeitenden Hundehaltern und -trainern entgegenschlägt, selbst Drohungen gegen Leib und Leben erreichen ihn. Es hat sich sogar eine eigene Facebook-Gemeinschaft mit über 7000 Unterstützern nur zu dem Zweck gebildet, „gegen Cesar Millan“ zu sein. […]“

    Der erste Satz wird durch nichts belegt und impliziert, dass diese Halter und Trainer keine sachlichen Argumente haben. In Verbindung mit dem zweiten klingt er für mich, als hätten sich über 7000 hasserfüllte Wahnsinnige zusammen getan, um gegen eine Person vorzugehen. Tatsächlich ist es jedoch so, dass diese Seite „Gegen Cesar Millan den Hundeflüsterer“ heißt. In den Notizen dieser Seite finden sich duzende sachliche Statements und Kommentare von weltweit anerkannten Experten. Es geht also nicht um die Person, sondern um den Umgang mit Hunden, den er propagiert und für den er steht. Das ist meiner Meinung nach ein gewaltiger Unterschied.

    Zitat: „[…] Als sich am 3. Dezember eine geschmacklose Todesmeldung über Cesar Millan im Netz als falsch herausstellt, tun sich durch Kommentare wie „schade, um den hätte es mir nicht leid getan“ mit zigfachen Likes menschliche Abgründe auf.[…]“
    Sie vergessen hier zu erwähnen, dass erstens die Kommentatoren nicht zwingend für die Seite sprechen und dass zweitens derartige Kommentare von den Admins schnell gelöscht wurden und die Kommentatoren aufgefordert wurden, sachlich zu bleiben.

  3. Hallo Angelika,

    oh man wenn ich die Bilder schon sehe. Wie kann man einem Hund so weh tun, egal ob damals oder heute. Als ich das letzte mal mit meiner Jacky durch den Stadtpark gelaufen bin, kam mir ein junger Mann entgegen, der seinem Hund genauso ein Stachelhalsband angemacht hatte. Ich habe ihn direkt gefragt warum er sowas macht & habe ihn darauf hingewiesen, das es Tierquälerei sei, aber er meinte nur „So erzieht man Hunde“. Ich war so außer mir, dass ich weinend nachhause gegangen bin. So etwas tut mir so leid. Ich hoffe das diese Menschen irgendwann einmal wieder bei Sinnen kommen.

    Liebe Grüße,
    Heidi

  4. Hallo!

    Auch wenn der Artikel nun schon einige Jahre alt ist, hat sich an der Aktualität nichts verändert.

    Zitat: „Genau in solchen und ähnlich gelagerten Fällen, bei denen Ungehorsam, in diesem Fall Weglaufen zur Hündin, für den Hund eine hohe Triebbefriedigung versprächen, komme man mit rein positiver Erziehungsarbeit nicht weit. „Ein Hund, dem nur mittels positiver Konditionierung ein Kommando beigebracht wurde, bleibt tendenziell unsicher in dessen Ausführung, denn er hat immer die Wahl.“ Sei die lockende Belohnung für die Ausführung des Kommandos für ihn im Moment weniger wert als andere Reize, z.B. der Duft aus einem Mäuseloch oder einer läufigen Hündin, werde er diese vorziehen.““

    Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Wir haben einen Jagdhundmix aus Spanien und ich arbeite mit ihr rein über positive Verstärkung. Immer wieder stelle ich fest, dass mein Hund im Vergleich zu vielen, die wir im Alltag treffen, am besten hört, der Abruf sitzt super und ihr Verhalten im Restaurant ist vorbildlich. Selbst andere, pöbelnde oder bellende, Hunde können sie nicht mehr aus der Ruhe bringen, und das alles nur über positive Verstärkung und obwohl sie durch ihre Vergangenheit bedingt eine eher schlechte Impulskontrolle hat und schnell hochfährt.
    Man kann sich über vieles in der Hundeerziehung unterhalten, Stachelhalsbänder, Nackengriff und Rudeltheorie (wer ist der Alpha etc.) sind aber nun einmal überholt und haben in meinen Augen hier nichts zu suchen. Die Argumentation des Axel M. ist schlichtweg veraltet und zudem auch noch falsch.
    Schade auch, dass hier immer wieder in die Rassenschublade gegriffen wird, dabei kann man Rottweiler und Dobermänner ebenso gut ohne Gewalt (und ein Stachelhalsband ist nichts anderes) erziehen.

    Ich hoffe, dass sich auch auf den Plätzen der IPO das bald mal ändert.

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