Wie Blindenführhunde und ihre Halter unterstützt werden können

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Assistenzhund Blindenhund

Zum Jubiläum 100 Jahre Blindenführhundausbildung im Oktober 2016, weist die Informationskampagne Woche des Sehens darauf hin, wie man durch umsichtiges Verhalten Blindenführhunde und ihre Halter unterstützen kann. Vor 100 Jahren übergab der Deutsche Verein für Sanitätshunde den ersten systematisch ausgebildeten Blindenführhund an den Kriegsblinden Paul Feyen.

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Anforderungen an einen Blindenführhund

Viele beobachten mit Staunen, wie zielsicher ein blinder Mensch mit seinem Blindenhund durch den dichten Verkehr gehen, Straßen überqueren und Geschäfte aufsuchen. Was spielerisch leicht aussieht, resultiert aber durch äußerste Konzentration von Hund und Halter. Dieser muss den Bewegungen des Hundes, die er über das Führgeschirr vermittelt bekommt, folgen und dem Hund die notwendigen Signale geben.
Der Blindenführhund muss abgestellten Fahrrädern, Einkaufstaschen, Blumenkübeln und Passanten ausweichen. Der Hund muss dabei darauf achten, dass sich der blinde oder hochgradig sehbehinderte Mensch nicht an herabhängenden Markisen stößt, und Gefahren wie Treppen oder Absätze anzeigen. Auf Hörzeichen muss der Hund Treppen und Türen, Ampeln, Zebrastreifen und freie Sitzplätze finden, sich aber dem Hörzeichen zum Gehen widersetzen, wenn beispielsweise die zu überquerende Straße nicht frei ist.

Wichtige Regeln beim Umgang mit einem blinden Menschen und seinem Blindenhund

Blindenführhund Ratgeber

  • Nicht ablenken: Behindere den Führhund nicht durch Anstarren oder Ansprechen. Locke den Hund nicht an. Vermeide, dass andere Hunde dem Führgespann – Mensch und Tier – zu nahe kommen, da dem Führhund während seines Dienstes keine Sozialkontakte erlaubt sind.
  • Nicht anfassen: Sprich den Halter an, wenn du Hilfe anbieten möchtest. Unvermitteltes Berühren oder Greifen nach Führbügel oder Halsband wirken verunsichernd.
  • Nicht erschrecken: Ängstige den Führhund nicht durch laute Geräusche von Feuerwerkskörpern, Spielzeugpistolen oder ähnlichem. Dies könnte seine Dienst­tauglichkeit gefährden.
  • Zutritt gewähren: Blinde Menschen sind auf ihre Führhunde angewiesen. Ermögliche ihnen mit ihren Führhunden den Zutritt auch dort, wo Hunde sonst nicht zugelassen sind. Zeige Verständnis, wenn du an solchen Orten Blindenführhunde antriffst.
  • Auf Anzeige der Ampel hinweisen: Sage dem blinden oder sehbehinderten Fußgänger, wenn die Verkehrsampel grün wird. Der Führhund kann diese nicht deuten.
  • Rolltreppen meiden: Weise dem Halter eines Blindenführhundes den Weg zu einer normalen Treppe, wenn er danach fragt. Führhunde dürfen keine Rolltreppen
    anlaufen, da sie sich dort die Pfoten verletzen könnten.
  • Platz in öffentlichen Verkehrsmitteln lassen: Gib dem Blindenführhund in Bus & Bahn etwas Freiraum. Bedrängte Hunde verlieren nämlich ihre Sicherheit und Konzentration.
  • Weg freigeben: Erleichtere dem Führ­hunden das Führen, indem du ausweichst.
  • Umsichtig parken: Parke dein Auto so, dass das Führgespann auf dem Gehweg noch vorankommt und nicht an Straßenüber­gängen oder im Einmündungsbereich von
    Straßen. Das erleichtert blinden und seh­behinderten Menschen die Orientierung und macht die Straßenüberquerung sicherer.
  • Hindernisse vermeiden: Sorgen dafür, dass Barrieren wie überhängende Zweige oder Mülltonnen den Gehweg nicht versperren und ein ausreichend breiter und hoher Durchgang bleibt. Sonst muss der Führhund auf die Fahrbahn aus­weichen, was den Halter und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet.
  • Verletzungen ausschließen: Wirf nichts auf den Gehweg oder die Fahrbahn, das die Hundepfoten verletzen könnte. Entferne gegebenenfalls derartige
    Dinge schnell und vollständig.

Quelle: PDF „Der Blindenführhund – Assistenz auf vier Pfoten“

Blindenführhunde seit dem 1. Weltkrieg

Erblindeter Soldat mit Blindenführhund
Der kriegsblinde Paul Feyen mit seinem Blindenführhund. Bildnachweis: Privat/Familie Feyen

Im Ersten Weltkrieg wurden Blindenführhunde vor allem an erblindete Soldaten übergeben. In den folgenden Jahren profitierten zunehmend Zivilblinde von den vierbeinigen Helfern. Das fand auch im Ausland viel Beachtung. Die Idee der systematischen und institutionellen Ausbildung von Führhunden führte zu Neugründungen von Schulen in der Schweiz, in England und den USA. Seitdem verlassen sich weltweit blinde und sehbehinderte Menschen auf die Führleistungen ihrer Hunde.

Führhunde sind aber neben der sehenden Unterstützung auch „Hilfsmittel mit Seele“. Das Tier bietet Hilfe und Freundschaft und steht seinem Halter rund um die Uhr zur Verfügung. Ein Leben lang. Selbst neue Technologien können die Leistungen eines Führhundes nur ergänzen, aber nicht ersetzen.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) würdigt das Jubiläum im Jahr 2016 mit einer Wanderausstellung, einem Sachbuch, einer Resolution und einem Treffen von Führhundhaltern aus ganz Deutschland. Die Aktivitäten werden gefördert durch die Aktion Mensch.

Internationaler Tag des weißen Stockes

Im Jahr 1964 wurde vom US-Kongress eine Resolution in Kraft gesetzt, die den 15. Oktober zum White Cane Safety Day (übersetzt „Verkehrssicherheitstag des weißen Stockes“) erklärte. Mit seiner umgehenden Proklamation unterstützte der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Lyndon B. Johnson, das Streben blinder Menschen nach mehr Selbstständigkeit.

Der Tag des weißen Stockes entwickelte sich schnell zum weltweiten Aktionstag der blinden Menschen. Seit dem Jahr 2002 ist der 15. Oktober in Deutschland zugleich der Abschlusstag der Woche des Sehens. Nach deutschem Recht ist ein Mensch blind, wenn er auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinsen nicht mehr als 2 Prozent von dem sieht, was ein Mensch mit normaler Sehkraft erkennt. Wenn man weniger als 5 Prozent sieht, gilt man als hochgradig sehbehindert. Auch viele hochgradig sehbehinderte Menschen sind auf den weißen Stock angewiesen.

Woche des Sehens

Blindenhund Strasse
Blindenführhund unterwegs mit seinem Halter auf der Straße. Foto: DBSV/Anke Peters

Die Woche des Sehens findet dieses Jahr bereits zum fünfzehnten Mal statt. Getragen wird die Informationskampagne von der Christoffel-Blindenmission, dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dem Berufsverband der Augenärzte, dem Deutschen Komitee zur Verhütung von Blindheit, der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, dem Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf sowie der PRO RETINA Deutschland. Unterstützt wird die Woche des Sehens von der Aktion Mensch und der Carl Zeiss Meditec AG.

Quelle: Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV)

 

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