Zimmerkennel zum Erlernen der Stubenreinheit

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Welpe mit 8 Wochen

Durch ein Facebook-Posting wurde mir wieder in Erinnerung gerufen, dass ich vor einigen Jahren mehrere Anfragen zur Rechtslage so genannter Zimmerkennel an die zuständigen Ministerien stellte. Damals konnte man mir gegenüber schon keine klare Aussage bzw. verbindliche Aussage tätigen. Im jüngsten Posting sieht es immer noch nicht besser aus. Es sind nun mehr als 5 Jahre vergangen. Auch die aktuelle Antwort einer Anfrage, ist lediglich eine persönliche Einschätzung.

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Um was geht es genau? Auslöser meiner damaligen Anfrage war der Beschluss vom 19.08.2008, Aktenzeichen: 8 UZ 2673/07 HESSISCHER-VGH. Dieser stellte eindeutig fest, dass bereits ein Verstoß gegen die Tierschutz-Hundeverordnung vorliegt, wenn man einen Hund 3 bis 4-mal in der Woche während einer Halbtagsbeschäftigung in einem Pkw-Kofferraum verwahrt. Dabei seien die mindestens 6 m² nicht gegeben. Das Gericht erkannte meines Erachtens nach hier einen Bestandteil der Haltung. Welche gängige Praxis gibt es zum Zimmerkennel?

  • Welpen zum Erlernen der Stubenreinheit: Hierbei werden Welpen im verschlossenen Kennel über Nacht aufbewahrt, damit diese lernen sich zu melden und die Wohnung nicht beschmutzen.
  • Abwesenheit: Hierbei werden Hunde, ungeachtet des Alters, während der Abwesenheit im Kennel untergebracht, teilweise auch während einer Vollzeitbeschäftigung.
  • nachts: Hierbei werden Hunde, ungeachtet des Alters, über Nacht im Kennel untergebracht.

Meiner Meinung nach liegt hier ein Verstoß gegen die §5 und §6 der Tierschutz-Hundeverordnung vor.

Bei einem Zwinger handelt es sich um einen geschlossenen Raum, der dazu dient ein Tier unterzubringen. Ebenso verhält es sich bei einem Kennel. Und dieser ist in der Regel deutlich kleiner als die mindestens geforderten 6 m². Des Weiteren stellt ein Kennel in einem Wohnraum eine räumliche Trennung vom Menschen dar, und ist somit als eigenständiger Raum zu betrachten.

Tierschutz-Hundeverordnung § 5 Anforderungen an das Halten in Räumen (2)

Ein Hund darf in Räumen, die nach ihrer Zweckbestimmung nicht dem Aufenthalt von Menschen dienen, nur dann gehalten werden, wenn die benutzbare Bodenfläche den Anforderungen des § 6 Abs. 2 entspricht.

Entscheidend, insbesondere bei vorrübergehender Verbringung ist im §6 der Satz

Abweichend von Satz 1 Nr. 1 muss für einen Hund, der regelmäßig an mindestens fünf Tagen in der Woche den überwiegenden Teil des Tages außerhalb des Zwingers verbringt, die uneingeschränkt benutzbare Zwingerfläche mindestens sechs Quadratmeter betragen.

Meiner Meinung nach kann man ziemlich eindeutig feststellen, dass der Einsatz eines Zimmerkennels häufig der Tierschutz-Hundeverordnung zuwiderläuft. Zu dieser Einschätzung gelangten auch die eingangs erwähnten Antwortschreiben.

Betrachten wir das Ganze mal abseits der rechtlichen Situation als Hundehalter.

Ich glaube sehr gerne, dass es auch Hundehalter gibt, die sehr gewissenhaft damit umgehen. Dass dies die Regel ist, kann ich mir aber nur schwer vorstellen.

Ich bin der Überzeugung, dass zu therapeutischen Zwecken oder Eingewöhnung für den Autotransport, der Einsatz durchaus gerechtfertigt und auch notwendig sein kann. Dies sollte meiner Meinung nach aber nicht die Regel und zeitlich klar begrenzt sein.

Sehr häufig wird der Zimmerkennel zum Erlernen der Stubenreinheit befürwortet. Hier drängt sich zwangsläufig die Frage auf, ob ein Hund überhaupt durch einsperren lernen kann, nicht sein Geschäft im Haus zu verrichten? Wir können es erahnen, natürlich nicht. Ein Hund lernt sein Geschäft im Freien zu verrichten immer noch dadurch, dass wir ihn ins Freie geleiten und ihn dort bestätigen. Eine Tätigkeit, die man auch beim Verbringen in einen Kennel leisten müssen. Nun stellt sich die Frage, welchen Vorteil bringt hier die Box? Diese ist begründet mit dem Verhalten eines Hundes. Der junge Hund wird zunehmend unruhig und möchte seinen Ruheplatz verlassen. Dies wird durch eine Box verhindert, der Hund kann nicht heraus um sein Geschäft zu verrichten. Schafft der Hund das nicht, wird er eventuell versuchen auf sich aufmerksam zu machen. Dies wird dann häufig als erlernen der Stubenreinheit betrachtet, nämlich, dass der Hund sich meldet. Bis zu dieser Stelle werden sicher viele glauben, prima – das ist sicher eine gute Methode. Was aber passiert, wenn dem Hund dies nicht gelingt, es nicht schnell genug geht? Er wird im schlimmsten Fall lernen seinen Schlafplatz zu beschmutzen. Bis heute ist mir kein glaubhafter Nachweis bekannt, dass es mit der Methode Zimmerkennel besser oder gar schneller geht.

In der Regel kommen heute noch Welpen in einem Alter von 8-12 Wochen zu ihrem neuen Besitzer. Doch erst ab circa der 16 Woche, teilweise auch etwas später, ist ein junger Hund erst in der Lage die Blase und den Darm vollständig zu kontrollieren. Bevor diese Fähigkeit nicht gegeben ist, kann man meines Erachtens noch nicht von einer Stubenreinheit sprechen. Erst jetzt kann er sie auch richtig erlernen. Ich konnte bei meinen Welpen häufig beobachten, dass das typische unruhig werden oftmals gar nicht deutlich ausgeprägt ist. Oft standen sie nur kurz von ihrem Schlafplatz auf, gingen ein zwei Schritte und „rappelten“. Danach liefen sie entweder fröhlich umher oder begaben sich zu ihrem Schlafplatz zurück oder suchten gar einen neuen auf. Waren sie schon länger wach und aktiv, geschah es oft spontan. Später kam ein kurzes Suchen und Schnüffeln hinzu. Die Zeit, zwischen „der Welpe muss jetzt“ und dem tatsächlichen Geschehen, war anfangs sehr kurz und dehnte sich den kommenden Wochen aus.

Wir hatten unsere Welpen im Bett. Ja, richtig im Bett, und keiner hatte jemals Anstalten gemacht die Weltherrschaft an sich zu reißen oder anderweitige Machtgelüste auszuleben. Gelegentlich lag der Welpe auch im Körbchen neben dem Bett, ein Arm von uns immer nach unten hängend, bei ihm. Mir sind auch einige Fälle bekannt, in denen Welpe und Mensch ein gemeinsames Lager in der Küche aufgeschlagen haben oder einem anderen Ort. Wie also eben erwähnt, unsere Würmchen hatten wir im Bett. Wurden sie unruhig, konnten man es gut bemerken und entsprechend reagieren. Sie lagen auch nie nur an einer Stelle, im Gegenteil. Sie wanderten nicht selten bis ans Kopfende, legten sich mit dem Rücken an einen heran, ab und an hatte man auch die feuchte Nase im Gesicht. Auch am Fußende war es nicht immer ruhig. Hin und wieder kam es vor, dass sie an einem Zeh knabberten oder nuckelte. So genau kann ich es nicht sagen, nur dass doch auch mal etwas zwickte.

Welpe Hund Couch
Dieser Welpe sucht die Nähe eines anderen Hundes

Was ich damit sagen möchte ist, dass Welpen bzw. die jungen Hunde ein klar erkennbares Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit haben und diese auch suchen. Dies kann man auch sehen, wenn noch andere Hunde im Haus leben. Nicht selten werden wir feststellen, dass in so einem Körbchen tatsächlich noch mehr hereinpasst als nur ein Hund.

Wie würde das mit einem Zimmerkennel aussehen? Sehr häufig dürften die jungen Hunde 8-10 Stunden darinnen verbringen. Je nachdem wie fest der Schlaf des Menschen ist oder wo der Käfig steht, wird dieser kaum bemerken, wenn der Hund unruhig wird. Vor allem nicht, wenn die Unruhe nur von kurzer Dauer ist. Der Hund hat kaum eine Möglichkeit seinen Schlafplatz zu verlassen, es sei denn der Käfig ist besonders groß. Nässt der Hund, wird man es auch oft gar nicht bemerken. Auch am Morgen nicht, da häufig auch nur kleinen Mengen abgesetzt werden und diese anfangs noch nahezu farblos und geruchsneutral sind. Eine kleine Menge wird zügig in der Decke versackern und kann am nächsten Morgen schon getrocknet sein.

Einige werden jetzt sicher denken. Ja das Bett ist da auch nicht so der ideale Ort. Besser wäre tatsächlich das Lager auf dem Küchenboden. Stimmt, nur leider haben sie auch die Angewohnheit einen Ort aufzusuchen, in dem es versickern kann. Hier bietet sich eine kleine Erhöhung für den Menschen, in Form eines Feldbettes an ;-)

Festzustellen war seinerzeit auch, dass die Welpen gerne nachts auch gerne einmal kleine Ausflüge unternehmen. Sie tasteten sich, aus freiem Antrieb heraus, an ihre Umwelt heran. Das geschieht nicht nur am Tage, sondern auch wenn es dunkel ist. Der kleine Wurm wird also mutig seine Umwelt erkunden und gelegentlich sogar zum Schöpfen das Wasser aufsuchen. Eine Möglichkeit die im Zimmerkennel eher seltener gegeben sein dürfte. Das sind völlig natürliche Bedürfnisse, wie auch das Aufsuchen von sicheren Orten und das Suchen von Geborgenheit und Wärme. Für uns Menschen bietet sich dadurch auch eine große Chance um ein gutes Verhältnis zum Hund aufzubauen.

Hunde erfahren auch durch Schlüsselreize. Eine Decke oder ein Kissen wird ihm Geborgenheit bieten aber nur bedingt Schlüsselreize wie Gerüche, Hören und Fühlen mitbringen. Nicht grundlos wird oft empfohlen ein Stück Stoff aus dem Wurfzwinger mitzunehmen, damit der Hund etwas hat was ihm, durch bekannte Gerüche, Geborgenheit vermitteln soll. An diese Stellen können durchaus wir als Mensch schnell treten.

Fazit

Für mein Dafürhalten spricht eigentlich gar nichts für den Einsatz vom Zimmerkennel zum Erlernen der Stubenreinheit. Ich bin sogar der festen Überzeugung, dass diese Praxis den Bedürfnissen eines Hundes entgegenstehen. Einen Hund ins Haus zu holen, bedeutet nicht nur diesen zu integrieren, sondern sich auch auf diesen und seine Bedürfnisse einzulassen. Ebenso sollte klar werden, dass nicht jedes von uns unerwünschte Verhalten eines Hundes auch wirklich therapiebedürftig ist.

Autor: Andreas

3 Kommentare

  1. Sehr undifferenziert und einseitig, man merkt dass der Schreiber dagegen ist und eigentlich keine andere Meinung dulden würde!

    ich habe meinen Hund durch Box stubenrein gebracht, auch habe ich ihr so das alleine sein beigebracht! Ich böse…
    ohne angst haben zu müssen, dass der kleine sich verletzt oder andere ,,Dummheiten,, baut.
    es gab mir und auch dem Welpi Sicherheit.
    den jedesmal wen sie überdrehte durfte sie in die box und schlief meistens sofort ein.
    auch heute noch sucht sie die Boxe freiwillig auf, wen es ihr zu viel wird.
    Es ist ihr persönlicher Ruhepol :-)

    dies mal die andere Seite!
    Natürlich sperrt man einen Hund nicht Stundenlang in eine Boxe! auch in der Nacht habe ich am Anfang den Wecker gestellt.
    Aber alles hat eine Gute und eine schlechte Seite ;-)

    • Gut, jeder hat eine Ansicht zu einem Thema. Die Ansicht des Verfassers ist sicher eher „contra“, deine wohl eher „pro“ – würde dein Posting als ebenso undifferenziert sehen.

      Ich finde die Haltung des Verfassers überhaupt nicht als undifferenziert, denn meiner Auffassung nach geht es hier ja um die „Generelle Empfehlung“ die gerne ausgesprochen wird, wenn es um die Stubenreinheit etc. geht.
      Es mag ja sein, dass es bei deinem Hund super geklappt hat und er es auch heute noch gut annimmst. Aber bei einem anderen Hund KANN es z.B. Probleme auslösen.
      Und ich denke, man muss bei „Empfehlungen“ die ausgesprochen werden immer daran denken, dass viel Hundehalter nicht in der Lage sind objektiv zu beurteilen, was der Hund gut annimmt und was ihm schadet. Daher denke ich, dass man Erziehungsmethoden, die potentiell Probleme verursachen kann, generell empfohlen werden sollten – höchstens vielleicht für den Einzelfall.

      Ich hatte schon unzählige Hunde (auch als Pflegestelle) und ich hab alle ohne Stubenzwinger sauber bekommen. Meine beiden eigenen kamen als Welpe zu mir. Bei beiden habe ich es mit Stubenzwinger versucht.
      Bei Hund 1 nur eine Nacht, denn sobald das Teil verschlossen war, war sie am winseln. An Schlaf war nicht zu denken. Mir wurde gesagt – der Hund muss ja auch positiv daran geführt werden. Ok, aber bis ich ihr gezeigt habe wie „toll“ der Zwinger ist, hatte ich sie auch sauber – von daher.
      Tja, bei Hund 2 hat es leider wirklich negative Verknüpfungen gebracht. Die Kleine hat dadurch nämlich gelernt, ins Hundebtt zu pieseln. Sie hat Nachts nichts gesagt wenn sie musste (ich hab einen leichten Schlaf und hätte es mitbekommen) sondern einfach auf der einen Seite ihr Geschäft erledigt und sich auf die andere gelegt. Irgendwann ging sie immer wenn sie musste, auf ein Hundebett – egal welches gerade zugegen war. Es hat sehr viel länger gedauert ihr DAS abzugewöhnen, als ich je brauchte, um einen meiner Hunde stubenrein zu bekommen.

      Seitdem experimentiere ich mit Stubenzwingern nicht mehr.

    • Hallo, ich melde mich mal kurz hier zu Wort.
      Undifferenziert wurde in den Raum gestellt. Dazu möchte ich gerne etwas anmerken.
      In der Regel betrachte ich vieles ziemlich relativ. Bei diesem Thema jedoch, das in gewisser Weise auch etwas heikel ist, nehme ich bewusst Abstand davon. Es ist heute nicht mehr unüblich, das Welpen ins Haus geholt werden und diese bereits nach 1Woche allein gelassen werden. Selbst wenn es sich nur um eine Halbtagsbeschäftigung handelt. Es sind oft doch schon 5-6 Stunden, in die der junge Hund bereits tagsüber allein gelassen wird. Die letzten Jahre haben immer häufiger gezeigt, dass das Konzept „Zimmerkennel“ immer mehr zu einem Selbstläufer geworden ist. Der junge Hund wird Tagsüber und Nacht weggeschlossen. Das auch nicht für nur 2 Wochen. Bis zum 5-6 Monat ist oftmals keine Seltenheit mehr und wenn der junge Hund dann anfängt seine Küchenzeile auszuprobieren wird gerne weitere Zeit angehängt, weil irgendein „Experte“ eine Zerstörungswut diagnostiziert. Leider verbreitet sich das immer weiter und wird auch immer häufiger leichtfertig empfohlen.
      Wenn man jetzt damit beginnen würde die ganzen Wenn und Abers aufzudröseln, dehnt sich die Blase eines „kann man noch vertreten“ immer weiter aus. Aus diesem Grund, wird sich meine Differenzierung auf ein Minimum beschränken und eher zu einem klaren Nein tendieren. Ich habe in meinem Artikel, der im Übrigen lediglich meiner Auffassung entspricht, ebenfalls hervorgehoben das zum Beispiel zu therapeutischen Zwecken, diese Option durchaus angebracht sein kann.
      Man muss hier ganz klar jeden Einzelfall genauestens betrachten, zu dieser Auffassung gelangte damals auch die hessische Tierschutzbeauftragte in einem persönlichen Telefonat.
      Man kann hier schlicht keine Erklärung abgeben, wann es noch zu vertreten ist und wann nicht. Das Nein – es sollte nicht zulässig sein, steht dabei vorne an.

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