Warum im Frühjahr Leinenzeit ist

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Frischlinge
Frischlinge

Wenn die Natur erwacht und neues Leben entsteht, werden wir Hundehalter – wie im jedem Jahr – auf bestehendem Leinzwang oder auch Leinengebot in der Brut- und Setzzeit aufmerksam gemacht. Leider nicht grundlos, wie man immer wieder der Presse entnehmen kann. 

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Der zunehmende Boom von Hunden und Freizeitaktivitäten führt nach meinem Empfinden zu einem wachsenden Konflikt verschiedener Interessenvertretungen, welcher sich sehr häufig um Wildtiere drehen. Leider lässt sich auch feststellen, dass immer schärferen Gesetze „natürliche“ Reaktionen unserer Politik aufgrund von Fehlverhalten einiger Hundehalter sind.

Obwohl mir im Alltag überwiegend vernünftige Hundehalter begegnen, so begegnet man hier und da auch Uneinsichtige. Aufgrund vieler Verschärfungen wächst auch der Unmut bei der Gruppe der vernünftigen HundehalterInnen, die nicht selten mit einer Trotzreaktion einhergeht.

In Gesprächen höre ich oft Aussagen wie „Hier gibt es keine Wildtiere“, „Enten brüten eh nicht da wo Hunde sind“ und so weiter. Dabei wird aber nicht berücksichtigt, dass freilaufende Hunde abseits von Wegen für eine Beunruhigung sorgen, die es unseren Wildtieren in den ohnehin stark beschnittenen Lebensraum es sehr schwer macht, ihren Nachwuchs aufzuziehen.

Hase
drückender Hase

Die Kinderstube der Wildtiere

Gerade Feld- und Waldränder, sowie Gebüsche entlang eines Bachlaufes, die für unsere Hunde meist vom hohen Interesse sind, sind Kinderstuben zahlreicher Wildtiere. Auch die wachsende Feldfrucht sowie Wiesen sind regelrechte Kinderkrippen, beziehungsweise könnten es sein, wenn diese nicht so hoch frequentiert wären.

Nun geht es bei dem Schutz der Wildtiere in der Brut- und Setzzeit nicht ausschließlich um die Jungtiere. Eine starke Beunruhigung kann auch für trächtige Tiere ein erhebliches Problem darstellen. Nicht selten kommt es vor, dass ein hoch tragendes Reh, Opfer von Hunden wird oder bei der Flucht zu Fall kommt und sich erheblich verletzt. Oft endet dies auch auf den Landstraßen, wodurch noch zusätzliche Gefahr für Menschen besteht.

Hund darf keine Bedrohung für Wildtiere werden

Für den verantwortungsvollen Hundehalter sollte daher klar sein, dass er seinen Hund in Feld und Flur so zu führen hat, so dass dieser keine Bedrohung für Wildtiere werden kann. Auch sollte er ein Interesse haben, andere Hundehalter dazu anzuhalten, mehr Rücksicht zu nehmen. Durch Verordnungen entnehmen wir immer wieder einen fixen Zeitraum, zu meist der Zeitraum vom 1. März bis 15. Juni, der doch etwas merkwürdig anmutet. Aus meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen ist mir bekannt, dass Rehe bis Mitte Juni ihre Kitze setzen. Selbst wenn sie vor Ablauf der geregelten Zeit gesetzt haben, befinden sich im Juni die Kitze in Wiesen und Waldrändern.

Auch werden Anfang Juni Jungfüchse aktiver und beginnen die Baue zu verlassen um ihre Umwelt zu erkunden. Elterntiere sind besonders aktiv und nicht selten sehen wir einen Fuchs oder ein Reh-Geis am helllichten Tag.

Jungfuchs
Jungfuchs im Spätsommer

Wir Hundehalter sollten uns hier auch bewusst sein, das auch die Aufzucht der Jungtiere, die deutlich über geregelten Zeitraum hinausgeht, eine sehr heikle Zeit ist, in der auch Störungen möglichst zu vermeiden sind. Störungen können dazu führen, dass Elterntiere ihren Nachwuchs nicht optimal versorgen können. Stress durch Beunruhigung wirkt sich auf die Fitness eines Tieres aus. Zwangsläufig ist der Energiehaushalt eine tragende Säule bei der Aufzucht von Jungtieren.

Jungtiere durch fehlende Erfahrung schutzlos

Rehkitz
Unerfahrenheit kann zum Verhängnis werden – ein neugieriges Rehkitz

Bedenken sollte man auch, dass Jungtiere noch unerfahren und sehr neugierig sind, wodurch sie nahezu schutzlos sind. Eigentlich sollte es für uns Hundehalter, die ja bekanntlich viel Zeit in der Natur verbringen, eine Selbstverständlichkeit sein auch den Schutz der Wildtiere zu berücksichtigen. Immerhin sind wir ja Nutznießer dieser Umwelt. Daher sollten wir unsere Energie nicht dahingehen verschwenden, gegen Maßnahmen von Leinenzwängen zu sein, sondern auch die Verantwortung annehmen, die wir als Tierhalter und Naturnutzer obliegen.

Tierschutz hört bekanntlich nicht beim eigenen Hund auf.

Autor: Andreas Cornelius

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