Am Mittwochvormittag, den 30. April 2025, alarmierten Anwohner gegen 10:35 Uhr die Polizei. In einer Wohnung in 1230 Wien hatte ein Pit-Bull mehrere Personen attackiert. Laut Polizeiangaben handelte es sich um einen sogenannten Listenhund, der seine Aggression offenbar nach einem Streit unter Familienmitgliedern entlud. Der Hund biss die beiden Söhne seiner Besitzerin und verletzte später auch die 52-jährige Frau selbst, als sie in die Wohnung zurückkehrte.
Da sich das Tier nicht beruhigte und sich sogar an der Einrichtung vergriff – es riss ein Stück Mauer aus der Wand –, rückte die Polizeidiensthundeeinheit (PDHE) an. Die Beamten mussten den aggressiven Vierbeiner mithilfe spezieller Ausrüstung – darunter Beißhandschuhe, Schutzschild und Fangschlinge – sichern. Trotz massiver Gegenwehr gelang es, den Hund in eine Transportbox zu bringen. Kurz darauf zeigte das Tier allerdings apathisches Verhalten. Die Tierrettung brachte den Hund in ein Tierquartier, wo ein Tierarzt nur noch den Tod des vierjährigen Hundes feststellen konnte. Die Ursache für den plötzlichen Tod wird derzeit vom Veterinäramt untersucht.
Die Besitzerin verfügte über keinen Hundeführschein für ihren Listenhund. Die Behörden nahmen ihr das Tier ab und zeigten sie wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung und Verstößen gegen das Tierhaltegesetz an.
Kritik an Hundeverordnung: ÖKV meldet sich zu Wort
Nur wenige Stunden nach dem Vorfall äußerte sich der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) mit deutlicher Kritik an der bestehenden Gesetzeslage. Präsident Philipp Ita machte in einer Stellungnahme seinem Ärger Luft:
„Die meisten Beißvorfälle passieren im privaten Umfeld – genau dort, wo die umstrittene Verordnung keinerlei Wirkung zeigt. Wer sich nicht an Regeln hält, bleibt unbehelligt, während verantwortungsvolle Hundehalterinnen und Hundehalter bestraft werden.“
Der ÖKV prangert das Verbot des Gebrauchshundesports in Österreich als unsinnig an. Gut ausgebildete Hunde im Sportbereich seien deutlich kontrollierter und unauffälliger. Ita appelliert direkt an die Politik:
„Ich ersuche SPÖ-Tierschutzministerin Korinna Schumann und den Tierschutzsprecher der NEOS Christoph Pramhofer dringend, ihre Haltung zu überdenken und die Verordnung zurückzunehmen!“
Heftige Reaktionen im Netz: Zwischen Empörung, Mitgefühl und Misstrauen
Der Vorfall schlug in sozialen Netzwerken hohe Wellen. Während viele User den Hund als Opfer einer verfehlten Haltungspolitik sehen, fordern andere endlich klare Regeln für private Hundehaltung.
„Es ist bereits der siebte Beißvorfall seit dem Verbot – und wieder war es kein Gebrauchshund!“, schreibt eine Nutzerin und fordert die Aufhebung des Sportverbots. Andere vermuten eine Erkrankung oder Drogenmissbrauch beim Tier, manche hinterfragen, ob das Tier außerhalb regulärer Vereine womöglich doch ein aggressives Beißtraining durchlaufen habe.
Aber auch kritische Stimmen wurden laut: „Warum wird ein tragischer Vorfall benutzt, um politisch Stimmung zu machen?“, fragt eine Userin. Ein anderer Beitrag erinnert daran, dass auch im familiären Umfeld viele Hunde soziale Aufgaben übernehmen und nicht pauschal verurteilt werden dürften.
Zwischen Tragödie und Systemkritik
Der Vorfall wirft nicht nur Fragen zur Verantwortung von Hundehalterinnen und Hundehaltern auf, sondern auch zur Qualität von Ausbildung und Kontrolle in der Hundehaltung generell. Dass der Hund am Ende stirbt, hinterlässt Fassungslosigkeit – und eine wachsende Kluft zwischen Tierfreunden, Sporthunde-Verfechtern und Politik.
Die Ermittlungen laufen, das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen. Doch eines ist klar: Dieser Fall wird die Diskussion um artgerechte Hundehaltung, sinnvolle Regulierungen und den Umgang mit sogenannten „Kampfhunden“ erneut befeuern.