Kreuzbandriss beim Hund: Diagnose und Behandlung

Gerade hat der Hund noch vergnügt herumgetollt, plötzlich steht er auf drei Beinen und winselt vor Schmerz. Bestimmte Rassen sind offensichtlich besonders betroffen, wie beispielsweise Rottweiler oder Neufundländer. Insbesondere große und schwere Hunde haben eine Disposition zu Kreuzbandrissen. Wenn der Hund seine Bewegungsfreude verliert und sein Bein grundsätzlich schont, ist ein Besuch beim Tierarzt unabdingbar.

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Kreuzbandriss beim Hund

Eine Umfrage der Universität Göttingen hat dazu ergeben, dass der Kreuzbandriss die fünfthäufigste Ursache für einen Tierarztbesuch darstellt. Knapp drei von 100 Hunden wurden mindestens einmal deswegen behandelt.

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Kreuzbandriss – Grundwissen

Wie alle Gelenke ist auch das Kniegelenk (Hinterlauf) sehr komplex in seinem Aufbau. Neben dem Oberschenkelknochen und dem Unterschenkelknochen ist die Kniescheibe als weiterer Knochen beteiligt. Das Kniegelenk wird von zwei Seitenbändern und den Kreuzbändern geführt und stabilisiert. Sie verhindern ein zu weites Verdrehen oder eine zu starke Erschütterung.

Kreuzbandrisse sind meist äußerst schmerzhaft, viele Vierbeiner setzen das Bein entweder gar nicht mehr auf oder humpeln stark. Beim Verdacht auf diese Verletzung sollte schnellstens der Tierarzt aufgesucht werden. Ein Kreuzbandriss kann zu einer verstärkten Abnutzung der Gelenkknorpelflächen führen. Bleibt die Verletzung unbehandelt, ist durch die Reibung über einen längeren Zeitraum mit Arthrose zu rechnen. Eine Operation zieht – je nach angewandter Methode – im Durchschnitt Kosten zwischen 1.500 und 2.200 Euro (plus/minus) nach sich. Bei Hunden, die zu den anfälligen Hunderassen für Kreuzbandrisse gehören, sollte über eine Tierkrankenversicherung nachgedacht werden.

Entstehung des Kreuzbandrisses

Erfahrungsgemäß reißt ein intaktes Kreuzband selten aufgrund eines harten Schlags gegen das Hinterbein, zum Beispiel bei einem Autounfall. Gleiches gilt für den sportlichen Einsatz und ein extrem wildes Herumtoben. Vielmehr stellen Tierärzte im Zuge der Behandlung häufig Vorschäden fest, darunter:

  • Das Kreuzband weist Zeichen einer längeren Abnutzung auf
  • Teilrisse gehen voraus
  • Bei akuten Kreuzbandrissen ist bereits Arthrose erkennbar
  • Hunde, die einmal ein gerissenes Kreuzband hatten, erleiden relativ oft am anderen Knie ebenfalls einen

Bei Hunden gibt es permanent in der Bewegung eine Kraft, die in Form von Zug auf das vordere Kreuzband einwirkt. Dadurch franst es nach und nach aus, schlussendlich reißt es. Diese Krafteinwirkung ist umso größer, je

  • stärker der Oberschenkelmuskel am Unterschenkel zieht;
  • größer, damit auch schwerer, oder übergewichtiger das Tier ist;
  • steiler die Hinterhand gebaut ist;
  • schmaler der Unterschenkel im oberen Bereich ausgebildet ist.

Während das vordere Kreuzband seine maximale Belastung im Moment des Auffußens erfährt, wird das hintere Kreuzband allein in der Schwungphase beansprucht. Zu diesem Zeitpunkt drückt kein Körpergewicht auf das Bein. Aus diesem Grund reißt es nur selten.

Beagle schläft
Wenn der Hund seine Bewegungsfreude verliert und sein Bein grundsätzlich schont, ist ein Besuch beim Tierarzt notwendig.

Symptome des Kreuzbandrisses

Setzt ein Hund plötzlich sein Hinterbein gar nicht mehr oder nur sehr vorsichtig auf, kann ein Kreuzbandriss die Ursache sein. Da dieser über ein äußerst unterschiedliches Schmerzempfinden verfügen, ist von gar keiner Lautäußerung bis zu kurzem Aufjaulen und lang anhaltendem Winseln alles möglich. Besteht die Verletzung allein aus einem Anriss, kann es sein, dass nach ersten Symptomen keine weiteren mehr erkennbar sind. Ab und an streckt ein Hund nach einem Kreuzbandriss im Sitzen das betroffene Bein seitlich aus. Darüber hinaus gibt es einige Tiere, die sehr vorsichtig nur mit den Zehen den Boden berühren.

Viele Kreuzbandanrisse oder -ausfransungen bleiben unentdeckt, ebenso degenerative Veränderungen wie Arthrose im Kniegelenk. Dabei handelt es sich um schleichende Prozesse mit dem Resultat, dass ein Hund einen Kreuzbandriss erleidet, ohne dass er zum Zeitpunkt des Geschehens besonders aktiv ist. Das bedeutet, es besteht die Möglichkeit, dass allein beim Aufstehen oder einem gemütlichen Gang durch den Garten das vorbelastete Kreuzband reißt.

Fakt ist: Ein instabiles und nicht mehr optimal funktionierendes Kniegelenk schränkt die Beweglichkeit eines Hundes stark ein – bei manchen früher, bei anderen später. Auch wenn das Tier eine hohe Schmerztoleranz hat, wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem er weder springen noch schnell laufen kann. Zudem geht abruptes Abbremsen mit Schmerz einher. Führt ein nicht erkannter Kreuzbandanriss zu Arthrose, vermeiden Hunde so gut wie möglich Bewegungen.

Wer eine enge Beziehung zu seinem Vierbeiner hat, erkennt schnell, wenn er sich nicht wohlfühlt und anders verhält als sonst. Ein bisher sehr verspielter Hund wird plötzlich aufhören, sich für den geworfenen Ball oder Stock zu interessieren. Ein Zeichen für Probleme im Knie ist auch, wenn er sich auf einmal nicht mehr dort anfassen lassen möchte. Lahmheit, welche aufgrund von vielfältigen Gründen auftreten kann, ist ein offensichtliches Zeichen, dass mit dem Tier etwas nicht in Ordnung ist. Verschwindet die Lahmheit nicht nach drei bis vier Tagen, sollte in jedem Fall ein Tierarzt aufgesucht werden. Genießen Mensch sowie Hund gerade einen tollen Urlaub und leidet Letzterer nicht unter starken Schmerzen, kann ruhig noch die Rückkehr nach Hause abgewartet werden.

Diagnosestellung Kreuzbandriss

Für den Tierarzt ist es zunächst wichtig, dass der Hundebesitzer die vorliegenden Symptome genau beschreibt. Im Anschluss betrachtet er das Gangbild des verletzten Tieres sowie seine Sitzhaltung und untersucht das Bein auf Schwellungen. Der sogenannte Schubladentest kann mit großer Wahrscheinlichkeit den Verdacht auf einen Kreuzbandriss bestätigen. Dabei wird der Unter- gegen den Oberschenkel verschoben, wodurch sich die Stabilität des Knies überprüfen lässt. Ist eine deutliche Verschiebung möglich, handelt es sich meist um ein gerissenes Kreuzband.

Eine weitere Alternative zur Erkennung eines Kreuzbandrisses ist der Tibiakompressionstest. Der Tierarzt erfasst den Oberschenkel und beugt das Sprunggelenk bei gestrecktem Knie. Diese Untersuchung kann sowohl beim liegenden als auch stehenden Hund durchgeführt werden. Weicht der Schienbeinkopf dabei nach vorn aus, ist dies ein Zeichen für den Riss des vorderen Kreuzbandes. Zur Unterstützung einer Diagnose wird häufig eine Röntgenaufnahme gemacht.

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