Planet Hund Autorin Nina Dany im Interview

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Seit Gründung unseres Online Magazins für Hundehalter und Hundehalterinnen ist Nina Dany als Autorin mit im Planet Hund Team. Ihre Lieblingsthemen sind dabei Hundeerziehung und Tierschutz. Ein besonderes Markenzeichen von Nina: Ihre Artikel sind mit allen Hintergründen und Fakten bestückt. Halbe Sachen kommen bei ihr gar nicht in die Tüte!

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Sie unterstützt die Blattlinie von planethund.com als kritisches Magazin, indem sie sich gerne kritischen Themen annimmt und offen ihre Meinung schreibt. Ihre Artikel wie „Die moderne Hundeerziehung: Wattebäuschchenwerfer, Wissenschaft, Shitstorms und Moral kritisch hinterfragt“ oder zum Beispiel „Border Collie – Ein Problemhund!?“ verbreitenden sich rasend schnell. In vielen namhaften Hunde-Community’s wurden ihre Artikel erwähnt sowie eifrig darüber diskutiert.

Wir führten mit Nina ein Interview:

Hallo Nina, seit wann bist du selber Hundehalterin?

Nina Dany:

Ich bin seit 8 Jahren Hundehalterin.

Wie bist du zu deinen Hunden gekommen?

Nina Dany:

interview nina mit schnuppe
Nina mit ihrer Schnuppe

Meine erste Hündin, ein Schäferhund-Husky-Mix, „Schnuppe“ kam ganz unverhofft zu mir. Ich wohnte damals noch bei meiner Mutter die mir keinen Hund erlaubte, obwohl ich sehr gerne einen gehabt hätte. Irgendwann stand eine Schulfreundin vor mir, die dringend einen Pflegeplatz für eine ausgesetzte Hündin suchte, die sie gefunden hat und sich nicht mit ihrer Hündin verstand. Ich hab es irgendwie geschafft meine Mutter dazu überreden sie für 2 Wochen als Notfall zu nehmen – nach 3 Tagen war klar, dass sie bleiben darf.

Später zog ich mit meiner besten Freundin und ihren beiden Hunden in eine WG. Das Leben mit einem „Hunde-Rudel“ gefiel mir sehr gut und als sie auszog und mein Freund stattdessen zu mir zog, war klar, dass ein Zweithund kommen soll, der aber bereits ausgewachsen sein sollte. Wir machen beide sehr gerne was mit Hunden und grade der Hundesport reizt mich sehr. So suchten wir aktiv nach einem sehr sportlichen Hund und fanden in den Kleinanzeigen unseren Border Collie Rüden „Dino„, der von seiner Vorbesitzerin aufgrund von Zeitmangel abgegeben werden musste.

interview nina mit dino
Nina mit Dino

Barney war dagegen wieder ein Hund der nicht wirklich geplant war. Wir waren mit Dino auf einem Hüteseminar, das von Barneys Züchterin organisiert war. Barney war als einziger Welpe noch frei, da der Interessent abgesprungen war. Ich habe mich direkt in ihn verliebt und mir viele Gedanken zusammen mit meinem Freund gemacht. Bald stand dann fest, dass auch er bei uns einziehen darf.

Erzähl uns doch etwas über die Drei. Gerade ihre Charaktereigenschaften interessieren uns sehr.

Nina Dany:

Schnuppe ist bei uns der Ruhepol im Rudel und nun 9 Jahre alt. „Kommst du heute nicht, kommst du Morgen“ ist ihr Motto, kann aber auch gut aufdrehen, wenn wir zusammen etwas machen. Sie kam in einer für mich sehr schwierigen Zeit zu mir – ich denke wir haben uns beide gestützt und haben viel miteinander erlebt. Sie ist mein „Seelenhund“ und unsere Bindung ist eine ganz besondere. Ihre Sturheit und ihr starker Jagdtrieb kann Einen schon manchmal an den Rand der Verzweiflung treiben, aber genau deswegen ist sie für mich auch etwas ganz besonderes. Ein richtiger Charakterhund halt.

Dino, mittlerweile 6, ist der Durchgeknallte mit dem es garantiert niemals langweilig wird. Er hat enorm viel „Trieb“, da er aus einer Arbeitslinie (Anmerkung der Redaktion: Hunde aus der sogenannten Arbeitslinie wurden nur für ihre ursprüngliche Arbeit gezüchtet, bei der Leistung im Vordergrund steht.) stammt. Die Arbeit mit ihm macht sehr viel Spaß, aufgrund seiner hohen Auffassungsgabe, seiner enormen Lernbereitschaft und seinem „will to please“. Dabei kann er auf der anderen Seite auch sehr verschmust sein – sein Lieblingsplatz ist immer der neben seinem Herrchen.

interview nina mit barney
Nina mit Barney

Barney ist der Jüngste im Bunde und nun 2 Jahre alt. Er ist ein „Mama-Kind“. Egal wo ich bin, Barney möchte dabei sein. Könnte er entscheiden, würde er die Zweisamkeit mit mir wählen. Dass er mich nicht alleine haben kann, muss ich ihm momentan noch klar machen. Wie die meisten Border Collies liebt er es etwas mit mir zu machen und ist bei gestellten Aufgaben mit Feuereifern dabei.

Ab drei Hunden spricht man von Mehrhundehaltung. Kannst Du uns hier ein wenig den Alltag mit drei Hunden näher bringen? Auf was für Probleme können sich Mehrhundehalter einstellen?

Nina Dany:

Drei Hunde erfordern eine gewisse Organisation. So darf kein Hund vernachlässigt werden. Einzelspaziergänge halte ich für sehr wichtig, damit jeder Hund auch einzeln gefördert wird und auf seine Kosten kommt. Andererseits hat man eine Gruppe, die sich „rudelähnlich“ verhält. Auch gemeinsame Spaziergänge sind wichtig, damit die Gruppe sich ordnen und untereinander kommunizieren kann.

Dies erfordert natürlich ein „mehr“ an Zeit, die man investieren muss. Besonders wenn man einen Welpen dazu holt oder einen Hund mit Vorgeschichte, sollte man dies bedenken.

Zudem müssen die Hunde charakterlich zueinander passen. Die Frage nach dem Geschlecht halte ich da für eher zweitrangig. Wichtiger ist die Persönlichkeit des jeweiligen Hundes. Ein gewisser Altersabstand ist sicherlich ebenfalls wichtig, um Probleme erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Ein weiteres Kriterium ist der Gehorsam der Hunde. Mein kleines „Rudel“ reagiert nicht sehr nett auf hündische „Eindringlinge“. Umso wichtiger ist es, dass sie umso besser im Gehorsam stehen. Wo bei anderen nur ein Hund auf einen anderen Hund zu prescht, würden bei mir drei mittelgroße Hunde auf einen Hund zupreschen. Wo man einen Hund noch gut halten kann, wenn er in die Leine springt, wird das bei Dreien richtig schwierig. Deswegen müssen meine Hunde nicht nur gut gehorchen – sie müssen besser gehorchen. Die häufig angesprochene „Rudeldynamik“ macht auch vor meinen Hunden nicht Halt. Sie sprechen sich untereinander ab, kommunizieren und machen auch mal gemeinsamen Unsinn. Hier ist es wichtig, dass ich eingreifen kann und meine Hunde ihr Vorhaben augenblicklich unterlassen.

Du hast auch Katzen. Wie hat die Zusammenführung mit Hund und Katz geklappt und wie ist das Zusammenleben mit Hund und Samtpfoten?

Nina Dany:

Am Anfang gab es Probleme mit meiner Hündin und meinem ersten Kater (damals 8 Wochen alt). Sie hat starken Jagdtrieb und würde auch töten. Deswegen musste die Gewöhnung sehr langsam erfolgen und lief mit Maulkorb und Leine ab als Sicherung. Ich habe ihr aber beibringen können, dass die Katzen zu unserem „Rudel“ gehören und nicht gejagt werden dürfen. Heute würde sie niemals auf die Idee kommen unsere Katzen zu jagen – im Gegenteil kommt es durchaus auch zu Spielen, bei denen sie für ihre Verhältnisse sehr vorsichtig agiert. Mit Dino und Barney gab es in der Hinsicht überhaupt keine Probleme. Jedoch muss ich aufpassen, wenn Spielzeuge oder Futter im Spiel sind. Die Hunde senden zwar Signale an die Katzen, dass diese nicht näher kommen dürfen, jedoch sprechen diese nicht wirklich „hündisch“. In der Hinsicht lassen wir natürlich Vorsicht walten.

Miro, unser roter Kater, ist unangefochtener Chef. Er schafft es schon durch bloße Präsenz die Hunde von ihren Plätzen zu verjagen und wenn er einen schlechten Tag hat, kann er auch sehr biestig sein und verfolgt einen „Untertan“ durch das ganze Haus. Hier müssen wir einschreiten und auch mal die Hunde vor den Katzen retten. Dies erfordert sehr viel mehr Geschick als die Erziehung der Hunde. Katzen gehorchen einfach nicht so gut…

Welche Aktivitäten – zum Beispiel Hundesport – führst Du mit Deinen Hunden durch?

Nina Dany:

Mit Schnuppe habe ich früher Agility gemacht, was wir aufgrund ihrer Arthrose leider aufhören mussten. Nach einer längeren Auszeit sind wir nun wieder in einem Verein und machen dort Unterordnung.

Border Collie Dino beim Schafe hüten
Nina mit Dino beim Hüten

Mit Dino habe ich eine längere Zeit Obedience gemacht. Leider brach kurz vor der Begleithundeprüfung seine Epilepsie richtig aus. Ich habe ihn deswegen aus dem Sport heraus genommen. Zuhause machen wir gerne Dummy-Training und versuchen uns im Zughundesport. Was wir vorher nur sporadisch gemacht haben, wenn sich die Möglichkeit ergab, machen wir aber nun regelmäßig: Hüten. Das ist allerdings kein Hundesport, sondern eine richtige Arbeit. Ich bin froh eine tolle Trainingsmöglichkeit gefunden zu haben und mittlerweile ist er ein toller Helfer für die Arbeit am Vieh geworden.

Mit Barney mache ich Agility. Er hat die BGVP (Gehorsamsprüfung) bereits bestanden und wird wenn alles klappt, mit mir auch Turniere laufen. Zuhause hat er sehr viel Spaß am Futterbeutel, mit dem wir gerne Such- und Apportierübungen machen.

Mit allen dreien trickse ich auch sehr gerne und longiere, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

Du kennst dich gut mit Problemhunden aus, wie kommt das?

Nina Dany:

Gut auskennen ist sicherlich zu viel gesagt. Ich würde eher sagen, dass ich selber Erfahrungen in der Hinsicht gemacht habe und deswegen in manchen Dingen recht gut informiert bin. Dino war am Anfang ein ziemlich schwieriger Hund, den man sicherlich auch als „Problemhund“ bezeichnen konnte. An der Leine ging er alles an, was auch nur im Entferntesten ein Hund sein könnte. So rastete er aus, wenn er Tüten sah, jemand mit dem Schlüssel klimperte, jemand nach Hund roch usw. Dabei schnappte er durchaus auch mal nach hinten – dass er das nicht tun sollte, sah er nicht ein und versuchte sich dann eben mit den Zähnen durchzusetzen.

Er war außerdem permanent enorm gestresst und Kleinigkeiten reichten aus, um ihn nicht mehr ansprechbar zu machen. So pinkelte er auch am Anfang in die Wohnung, weil er seine Blase nicht mehr kontrollieren konnte. Außerdem litt er an diversen Stereotypien. Wenn ich lachte, lief er zur Balkontür um sie abzulecken und im Flur fing er eingebildete Fliegen. Da wir in Eigenregie mit dem Verhalten nicht klar kamen, habe ich mir kompetente Trainerinnen gesucht, die mir dann weiter helfen konnten.

Weißer Hund mit Hundehalterin grüne Wiese
Schnuppe: „Bekomm ich das Leckerlie“

Etwa ein Jahr lang habe ich mit ihm LaKoKo (Anmerkung der Redaktion: LaKoKo bedeutet „Langsamkeit, Koordination, Konzentration“ und ist eine Methode die von Thomas Baumann entwickelt wurde, die einen besonders positiven Effekt auf unruhige, ängstliche und aggressive Hunde hat) gemacht und eine Raufergruppe (Anmerkung der Redaktion: Das ist eine Methode bei der Hunde die sich aggressiv gegenüber Artgenossen verhalten, in einer Gruppe wieder resozialisiert werden.) besucht. Wir haben sehr viel gelernt und am wichtigsten, auch gelernt ihn zu verstehen.

Er ist heute sicherlich kein ganz unproblematischer Hund, aber wir wissen wie wir mit ihm umzugehen haben. Er kann an der Leine auch an pöbelnden Hunden vorbei gehen und ist ziemlich entspannt geworden. Wer heute Dino kennen lernt, kann sich gar nicht mehr vorstellen, was er früher für ein Hund war. Leider hat sich die Stereotypie „Fliegen fangen“ als epileptischer Anfall heraus gestellt. Er ist mittlerweile recht gut medikamentös eingestellt.

Sogenannte „Problemhunde“ liegen mir deswegen besonders am Herzen. Dino ist ein großartiger Hund. Er ist Lehrmeister, Verrückter und Genie in Einem. Umso wichtiger finde ich es, für diese Hunde auch eine Lanze zu brechen.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Nina Dany:

Früher war ich in diversen Foren unterwegs. Dabei fiel mir auf, dass auch andere Hundehalter Probleme mit ihren Vierbeinern hatten. Nun habe ich keine Patent-Lösungen und bin auch kein Hundetrainer. Aber meine Beiträge, die ich auf diese Fragestellungen schrieb, kamen immer gut an und wurden beachtet. Die Schreiberei begann mir richtig Freude zu bereiten. Bei manch Problem – ob es nun im Bereich des Tierschutzes ist oder im Bereich der Hundehaltung – würde ich gerne laut aufschreien.

Es scheint Dinge zu geben, die nicht offen gesagt werden. Manchmal fehlt auch eine andere Sichtweise, die ich gerne laut heraus sagen würde. Als das Angebot kam bei einem Hundemagazin selber mitwirken zu können, habe ich es natürlich sofort angenommen. Endlich hatte ich die Möglichkeit alles festhalten zu können und auch unter die Leute zu bringen, um Diskussionen anzuregen.

Für mich gibt es kaum etwas Schlimmeres, als Dinge unhinterfragt zu übernehmen. Dementsprechend kritisch sind meine Artikel auch, was sicherlich nicht jeder gerne hört. Letzten Endes denke ich, dass die Schreiberei mir einfach liegt. Wenn ich das nutzen kann, um Sichtweisen zu verändern, Diskussionen anzustoßen und Probleme zu beheben ist bereits viel gewonnen.

Welche Resonanz hast Du selber bezüglich der ganz am Anfang erwähnten Artikel (Moderne Hundeerziehung und Border Collie) erfahren?

Nina Dany:

Die Resonanz auf diese beiden Artikel hätte unterschiedlicher nicht aussehen können. Ich habe beide Male jedoch nicht mit so viel Feedback gerechnet.

Hundehalterin mit Border Collie
Barney interessiert der Trubel um Frauchens Artikel nicht

Beim Artikel zur „Modernen Hundeerziehung“ habe ich neben der sehr positiven Resonanz auch eine sehr negative Resonanz erfahren. Das ist nicht verwunderlich, da man weiß, dass kritischen Bloggern auch unbekannterweise das Veterinäramt auf den Hals gehetzt wird oder Leute in Schmutzkampagnen dem Shitstorm preisgegeben werden. Aufgrund dessen trauten sich viele nicht mehr ihre Meinung offen zu sagen.

Ich bin jemand, der bei so etwas nicht still halten kann. Ich empfinde es als ungerecht und bezeichnend für gewisse „Erziehungsströmungen“, dass nur noch diffamiert wird, was nicht der eigenen Ansicht entspricht.

Umso kritischer wurde auch mein Artikel. Es schien unfassbar für einige Leute zu sein, dass jemand, der den gleichen Wissensschatz hat wie sie, eine andere Meinung haben kann.

Etwas was in der Wissenschaft absolut normal ist, schien für die Leute, die sich mit „den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ brüsten, völlig abwegig zu sein. Bei diesen Leuten waren welche, die den Artikel nicht einmal durch gelesen haben und direkt nach den ersten Absätzen meinten, dass dieser Artikel nur von einem Tierquäler geschrieben sein konnte. Sachliche Kritik war dabei leider Fehlanzeige.

Angenehm überrascht war ich von der stärkeren positiven Resonanz. Ich scheine etwas angesprochen zu haben, was vielen schon länger auf dem Herzen brannte. Das zählt für mich mehr, als Versuche mich zu diffamieren. Mit einer offenen Gesprächskultur könnte man viel mehr erreichen, als mit emotional durchtränkten Angriffen.

Der Border Collie Artikel hat dagegen eine in erster Linie positive Resonanz erfahren. Ich habe mit weniger Resonanz gerechnet, da es ja ein „Nischen-Artikel“ ist, der sich explizit an Border Collie-Halter richtet und jene die es werden wollen. Umso mehr freut es mich, dass der Artikel trotz der kritischen Haltung so gut angekommen ist.

Ein häufiger Vorwurf war der, dass ich den Border Collie so negativ darstellen würde. Nun habe ich den Problemhund mit einem „?“ versehen, was schon deutlich machen dürfte, dass der Border Collie als Problemhund generell eher fraglich ist. Er bringt einfach rassespezifische Verhaltensweisen mit sich, die für manch Halter problematisch sind. Diese rassespezifischen Verhaltensweisen sind nicht per se problematisch. Es ist gut, dass sie da sind! Allerdings kommt nicht jeder damit zurecht und nicht jeder ist für diesen Hund geeignet.

Umso wichtiger finde ich es, dass sich die Leute vor der Anschaffung Gedanken machen und sich kritisch hinterfragen, ob sie dem gewachsen sind. Ich selber liebe diese Rasse. Sie ist für mich absolut faszinierend und für mich gilt der Satz „einmal Border Collie, immer Border Collie“.

Wir möchten uns ganz herzlich für dieses ausführliche Interview mit Dir bedanken und freuen uns schon auf Deine nächsten Artikel!

 

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