Systematische Desensibilisierung und Gegenkonditionierung beim Hund

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Rennender Hund, Foto: Melanie

An einen Reiz, der ursprünglich Angst auslöst, kann sich der Hund gewöhnen. Dazu muss dieser Reiz so gering gehalten werden, dass der Hund wahrnehmen kann, dass von diesem Reiz keine Gefahr ausgeht.Wenn dieser Vorgang gezielt durchgeführt wird, spricht man von einer Desensibilisierung.

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Der Hund erlebt diesen Reiz wiederholt in einer Stärke, bei der körperliche Anzeichen von Angst oder Aggression fehlen – die unerwünschten Reaktionen – treten noch nicht ein.

Bei Menschen, Hunden oder Objekten wird dies über die Entfernung gesteuert. Bei Geräuschen kann die Intensität über die Lautstärke gesteuert werden. Auch die Dauer des Reizes ist von Bedeutung! Sie muss dem Verhalten des Hundes entsprechend dosiert werden.


In einzelnen, dem Verhalten des Hundes angepassten, bewusst herbeigeführten Trainingssituationen, wird die Stärke des angstauslösenden Reizes in kleinen Schritten immer weiter erhöht. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Hund zwar aufmerksam ist, aber keine Zeichen des unerwünschten Verhaltens und Gefühlzustandes zeigt.

Bei zu schneller Annäherung oder wenn der Hund durch unglückliche Umstände dem Reiz in voller Stärke ausgesetzt wird, besteht die Gefahr eines Rückfalles.

Bei richtig dosierten und ausreichend häufig ausgeführten Übungseinheiten, oft über mehrere Wochen löst der Reiz nach und nach das unerwünschte Verhalten nicht mehr aus. Gleichzeitig sollte zusätzlich erwünschtes, ruhiges und entspanntes Verhalten gelobt und belohnt werden (Beginn einer Gegenkonditionierung).

Gegenkonditionierung

Die Gefühle lassen sich ebenfalls verändern, wenn der Hund die Erfahrung macht, dass der angst- oder Agressions-auslösende Reiz zuverlässig etwas Angenehmes ankündigt. Angst und Freude sind auf Dauer nicht gleichzeitig miteinander vereinbar.

Die angenehme Erfahrung muss sofort im Anschluss an das Erscheinen des angst- oder aggressionsauslösenden Reizes erfolgen. Sie sollte während der Anwesenheit dieses Reizes andauern und gleichzeitig mit dem Reiz wieder aufhören.

Wenn man also ein besonders gutes Futter benutzt, sollte der Hund mit Erscheinen des Auslösers das Futter bekommen und zwar Ohne Pause, bis der Auslöser verschwunden ist

Unabhängig davon wie er sich verhält. Ausschlaggebend ist nur, dass er fressen kann und will.

Wenn diese Paarung korrekt und ausreichend oft durchgeführt worden ist, löst der zuvor angstauslösende Reiz mit der Zeit Freude auf Futter aus. Für den Vorgang kann alles benutzt werden, was der Hund ausreichend attraktiv findet. Mittels dieser Gegenkonditionierung können Gefühle in Bezug auf Lebewesen, Berührungen, Orte und Gegenstände verändert werden.

Voraussetzung ist natürlich, dass die Entfernung zu den Reizen sorgsam gewählt und abgebaut wird, sodass es zu keinem „Rückfall“ kommt.

Autor: Melanie Weber-Tilse

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