Vortrag von Hundetrainerin Petra Frey über Gewalt in der Hundeerziehung

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Petra Frey

Die Hundetrainerin Petra Frey war auf Einladung vom Aktiver Tierschutz Steiermark und dem VGT von Wien nach Graz gereist, um im Kolpinghaus am 24. April 2014 vor rund 180 Gästen einen Vortrag über das Thema „Warum Gewalt in der Hundeerziehung nichts zu suchen hat“ zu halten. Wir nahmen die Gelegenheit einer Einladung wahr und hörten uns ihren Vortrag am Donnerstag-Abend an. Nach der Veranstaltung führten wir mit Petra Frey ein Interview. Im Interview erzählte sie uns unter anderem über das Ziel der Veranstaltung und ihre Meinung über TV-Hundetrainer.

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Fotos der Veranstaltung:

Hundeerziehung Seminar
Vortrag über Hundeerziehung im Kolpinghaus. Unter den Zuhörern in der ersten Reihe: Obmann Herbert Oster vom Aktiver Tierschutz Steiermark.
Hundeschulsuche Petra Frey
Die Hundetrainerin Petra Frey gibt Tipps für die Hundeschulsuche.
Hund Seminar
Der Mensch lauscht nach vorne, der Hund nach hinten.
Hund Saal Menschen
Ein weiterer hündischer Gast beim Vortrag über gewaltfreie Hundeerziehung in Graz.
Veganes Buffet Kolpinghaus
Kompliment an die Bäckerinnen vom bereit stehenden veganen Buffet.

Hundetrainerin Petra Frey im Interview mit Planet Hund

Hundetrainerin Petra Frey

Planet Hund: In deinem Vortrag brachtest du viele Beispiele aus Folgen mit Cesar Millan. Sollte man Sendungen von TV-TrainerInnen überhaupt genau analysieren oder diese einfach als „TV-Show“ nehmen und den ZuseherInnen diesen Umstand bewusst machen?

Petra Frey: Ziel dieses Vortrags war es primär, den Leuten Wissen darüber zu vermitteln  wie man sanft und vor allem  sicher mit Hunden umgehen kann, dies anhand  von Grundlagenwissen der Lerntheorie und aktueller wissenschaftliche Erkenntnisse.

Leider sind viele dieser Erkenntnisse zwar in Fachkreisen bereits bekannt,  aber noch nicht zur DurchschnittshundehalterIn durchgedrungen obwohl (oder gerade weil?) es so viele Informationsquellen wie  Hundesendungen und Hundebücher wie noch nie gibt. Es ist vielmehr so, dass HundehalterInnen durch Massenmedien zum großen Teil fachlich falsch informiert werden. Insbesondere das Fernsehen hat da sicherlich die größte Reichweite und hätte meiner Meinung nach deswegen die größte Verantwortung, wenn es um die Verbreitung des richtigen Umgangs mit Hunden geht – im Sinne des Tierschutzes und der Sicherheit. Leider werden die Inhalte der  Sendungen nicht nach fachlicher Qualität ausgesucht, sondern danach, ob die Show Einschaltquoten bringt.
Natürlich halten die meisten Zuseher das, was sie im Fernsehen sehen,  für gutes Training und glauben dem angeblichen Fachwissen des Trainers. Den bloßen Hinweis, es handle sich um eine Unterhaltungssendung, halte ich nicht für weitreichend genug, schließlich wird gerade Cesar Millan täglich im Fernsehen ausgestrahlt. Abgesehen davon frage ich mich, was daran unterhaltsam sein soll, zuzusehen wie Hunde eingeschüchtert werden.

Die Realität zeigt uns, dass Leute diese Sendung durchaus als Trainingsanleitung sehen und das Gezeigte nachmachen, nicht zu vergessen viele Trainer, die ihn kopieren.  Deswegen spreche ich diese Thematik in meinen Vorträgen an und zeige den Leuten auf, warum diese Methoden nicht empfehlenswert sind.

Planet Hund: Im Internet kann man gut verfolgen, wie kontrovers Meinungen zum Thema Hundeerziehung mit rein positiver Verstärkung auf einander prallen. Oft unterscheiden sich die Geister schon bei der Definition von Gewalt. Was ist für dich Gewalt? Wo liegt bei dir die Grenze zwischen Gewalt und Gewaltfrei?

Petra Frey: Unter Gewalt in der Hundeerziehung verstehe ich Methoden, die Hunden körperliche Schmerzen zufügen und/oder den Hund einschüchtern bzw. verängstigen.

Planet Hund: Du erwähntest als unzulässige Mittel bei der Hundeerziehung beispielsweise die Spritzpistole und die aus den Rütter-Folgen bekannten Rütteldosen. Inwiefern stellen beide Mittel eine Gewaltausübung dar?

Petra Frey: Ich wende keine Trainingsmethoden an, die dem Hund Schmerzen oder Angst einflößen. Zum einen aus moralischen Gründen –  ich will einem Lebewesen keine unnötigen Schmerzen zufügen oder es gar ängstigen  und schließlich es gibt genug effiziente Alternativmethoden, bei denen man darauf verzichtet.

Zum  anderen birgt der Einsatz von Schreckreizen immer eine gewisse Gefahr. So kann der Hund beim Einsatz der Rütteldose so erschreckt werden, dass er nachhaltig Angst vor dem Geräusch der Rütteldose entwickelt. Wir wissen, dass Hunde bei Geräuschen schnell generalisieren und so können ungewollt Ängste vor allen möglichen Geräuschen entstehen.
Wenn die Ursache des unerwünschten Verhaltens sogar Angst ist, und es wird versucht, dieses mittels Schreckreiz zu unterbrechen, dann halte ich das schlichtwegs für Tierquälerei!

Insbesondere hat der Hund beim Einsatz von Schreckreizen ohne Vorankündigung keine Möglichkeit, eine Verhaltensänderung zu zeigen, geschweige denn von einem davor aufgebauten Alternativverhalten. Was der Hund dabei also oft nur lernt, ist Meideverhalten.

Die größte Gefahr beim Einsatz solcher Methoden sehe ich darin, dass dadurch Fehlverknüpfungen entstehen können. Jeder Reiz, der zeitgleich mit der Bestrafung auftritt und den der Hund wahrnimmt, kann mit dem Strafreiz verknüpft werden! Der Hund verknüpft also nicht unbedingt die Strafe mit seinem Verhalten sondern unter Umständen nur oder auch mit den Begleitumständen!

Oberstes Ziel eines Trainings muss ein sozial kompetenter und umweltsicherer Hund sein, durch solche Methoden besteht die Gefahr, dass manche Hunde es nicht werden.

Auch der Gesetzgeber hat dies erkannt und im März 2012 eine Verordnung diesbezüglich erlassen welche ganz klar formuliert, dass der positiven Bestärkung gegenüber aversiven Methoden der Vorzug zu geben ist.
Generell halte ich oberflächliche Hundesendungen, bei denen  Tipps gegeben werden, ohne den Menschen das nötige Fachwissen dazu mitzugeben, schlichtwegs für gefährlich und ich bin der Meinung, dass  es im Sinne aller wäre, man würde stattdessen eine wissenschaftsorientierte Sendung produzieren, bei der den Leuten Grundlagenwissen über Lerntheorie, Ausdrucksverhalten und ähnliche Themenbereiche vermittelt wird.

Planet Hund: Wir danken für das Interview!

[box type=“info“]Petra Frey ist 28 Jahre alt und kommt  ursprünglich aus Feldkirch in Vorarlberg, seit 8 Jahren lebt sie in Wien. Seit über 10 Jahren ist sie im Tierschutz aktiv und beschäftigt sich seit 5 Jahren intensiv mit Hundetraining. Absolvierung von 2 Hundetrainerausbildungen: Animal Learn und IDBTS von Sheila Harper, momentan ist sie in Ausbildung bei Cumcane sowie ständige Fortbildung bei verschiedensten Referenten. Sie besitzt das neue staatliche Gütesiegel Tierschutzqualifizierte Hundetrainerin. Momentan leben zwei Hunde bei ihr – Greta, eine Staffordshire Bullterrierhündin und Wolfgang,  ein Tschechoslowakischer Wolfshundmischling, beide aus dem Tierschutz.[/box]

 

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