Tierschutzseele kocht (über): Thema Tötung von Straßenhunden in Rumänien

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Grafik © Diego

Nichts mehr lässt die Gemüter höher schlagen, als wenn es um den Tierschutz geht. Sei es damals bei der Fussball-EM in der Ukraine, bei der eine Säuberungsaktion bei Straßenhunde voran ging, oder jetzt ganz aktuell in Rumänien. Noch bevor überhaupt das Gesetz, welches die Tötung von Straßenhunden im Tierheimen nach 14 Tagen vorsieht, vom Verfassungsgericht als verfassungskonform angesehen wurde, gab es die erste große Welle auf Facebook.

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Petitionen wurden ins Leben gerufen und Protestaktionen in ganz Europa durchgeführt. Man könnte meinen, hier besteht ein toller Zusammenhalt aller Tierfreunde in ganz Europa. Denn auch in Rumänien gingen viele Menschen auf die Straße. Gerade als der Präsident des rumänischen Verfassungsgerichts, Augustin Zegrean, mitteilte, dass das Gesetz zur Tötung der Straßenhunde verfassungskonform ist, gab es in der rumänischen Hauptstadt Bukarest eine Demonstration von Tierfreunden, welche zeitweise die Straße vor dem Parlament blockierten und den Verkehr zum Erliegen brachten.

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Grafik © Screenshot/Facebook

Daher sollte man meinen, dass sich Tierfreunde und Tierschützer einig sind: Das Gesetz darf nicht vom rumänischen Staatspräsidenten, Traian Băsescu, unterschrieben werden, damit es in Kraft tritt. Statt dessen muss man, wenn man sich durch die vielen Kommentare auf den Tierschutzseiten wühlt, viele Hassparolen gegen das rumänische Volk lesen.

Es ist beschämend und macht einem wirklich Angst, dass viele Menschen diese Plattform nutzen, um anscheinend ihre rassistischen Äußerungen kundtun zu dürfen. Wo man gegen das Töten der Hunde ist, wird hier zum Mord am Menschen aufgerufen, denn die Menschen in Rumänien sind ja nicht gebildet, wissen nicht was es heißt, sozial zu sein (siehe Äußerungen auf unseren Screenshots)

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Grafik © Screenshot/Facebook

Ein Facebook-Nutzer will sogar den Präsidenten von Rumänien auf eine „Abschussliste“ setzen(!) (siehe Bild rechts) Damit wären sicher alle Probleme gelöst. Was ist schon ein Menschenleben wert, wenn dadurch ganz viele Hundeleben gerettet werden können?

Mir wird hier Angst und Bange, wenn ich darüber nur nachdenke. Ist das noch Tierschutz? Es steht außer Frage, dass für die dortigen Hunde etwas getan werden muss. Dabei darf und soll man aber nicht auf Menschlichkeit vergessen! Ein Volk über einen Kamm scheren und zu Gewalttaten, bis hin zu einem Mord, aufrufen? Ist damit den Hunden wirklich geholfen?

Wie sieht es für die seriösen Tierschutzorganisationen aus, die vor Ort sind und versuchen zu helfen? Was für einen Eindruck macht es, wenn bei ihren Beiträgen gewaltverherrlichende Kommentare veröffentlicht werden? Was für ein Bild wirft das auf diese Organisationen?

Beschämende Aufrufe zur Gewalt

Persönlich finde ich es beschämend, dass hier Menschen meinen, diese Plattform für sich und ihre Gewaltaufrufe ausnutzen zu müssen. In verschiedenen Postings wird von einer fehlenden Bildung geschrieben, dabei strotzt ein Großteil der Kommentare nur von grammatikalischen Fehlern. So manch einer scheint der deutschen Sprache nicht mächtig zu sein und erdreistet sich, über ein anderes Volk urteilen zu dürfen, dass diese hinter dem Mond leben und keine Bildung haben.

Solche Aussagen, aber auch das Zulassen dieser Kommentare, tun dem Tierschutz nicht gut. Menschen, welche mit vernünftigen Mitteln helfen wollen, wenden sich dadurch nur ab. Auch das Einstellen der Bilder, die geschundene Hunde zeigen, trägt nicht gerade dazu bei, dass sich Menschen dem Tierschutz zuwenden. Im Gegenteil, der Hass wird dadurch angespornt. Jegliche Diskussion mit Hardliner-Tierschützer/Tierfreunden führt immer zu ein und dem selben Ergebnis: Menschen werden beleidigt und nieder gemacht. Genauso auch Menschen, die nicht mit solchen Methoden arbeiten, die helfen wollen. Aber jeglich Kritik ist nicht erwünscht – hier stagniert meiner Meinung nach der Tierschutz.

Tierschutz ist wichtig

Tierschutz ist wichtig, allerdings sollte man darauf achten, dass hier die Menschenrechte, die Menschlichkeit, nicht mit Füßen getreten wird. Es ist der Mensch, der dem Tier helfen kann! Daher sollte jeder überlegen, was er schreibt und wie er sich äußert. Tieren ist nicht geholfen, wenn man zu Gewalt und Mord am Menschen aufruft!

Melanie Weber-Tilse

Titelbild Symbolfoto © Diego

 

3 Kommentare

  1. Grundsätzlich haben Sie sicherlich recht – in den Kommentaren sollte man sachlich bleiben und jede Verallgemeinerung schadet der Sache. Warum das Thema Tierschutz immer wieder solche Wellen schlägt erklärt sich sicherlich durch die Emotionen, die hier auf beiden Seiten im Spiel sind. Auf der einen Seite jene, die den Menschen als Ursache des Übels ansehen (und dazu zähle ich mich ebenfalls) und auf der anderen Seite die „Hundefreien“ bzw. „Tierfreien“, wie sich manche bezeichnen, die sich von Tieren im Allgemeinen und Hunden im Besonderen gestört fühlen. Vorwürfe, warum man sich nicht für Kinder oder Arme einsetzt, werden ebenfalls erhoben, bzw. Statements wie Tierfreunde sind Menschenhasser, mit denen man es wohl sehr einfach macht. Bilder, wie in den letzten Tagen von „Vier Pfoten“, über einen Hund, dem einfach die Schnauze abgeschnitten wurde (wie auch aus Bosnien, dem nächsten EU-Anwärter) erwecken nun einmal Emotionen. Wer auch rumänische Medien verfolgt (die nicht regierungstreuen) erfährt schnell, dass der Tod des kleinen Jungen der Regierung nicht ganz so ungelegen kam in Bezug auf Vorgehen gegen Straßenhunde. Ebenso erfährt man, dass in manchen Tierheimen keine Adoptanten eingelassen werden und der gutgemeinte Rat: „kommt am Montag wieder, falls es dann noch Hunde gibt“, oder z.B. dass Hunde in den Wald getrieben werden, da Jäger wildernde Tiere sofort erschießen können. In der Zwischenzeit eilen die Eltern von Talkshow zu Talkshow und machen Propaganda (was außerdem recht gut honoriert wird). Ein Hund der Blut an der Schnauze hat, muss noch nicht der Mörder sein. Die wahre Todesursache wird wohl nie allgemein anerkannt werden, allerdings würde in Österreich sehr wohl die Aufsichtsperson belangt werden und müsste sich einem Verfahren stellen (mehr als 2 Stunden nicht beaufsichtigt in einem Gebiet mit Straßen, Straßenhunden, einem naheliegendem See, Landstreichern, Hundekämpfen, …). Dies alles ruft Emotionen hervor – es fällt oft schwer, sachlich zu bleiben. Viele schaffen es leider nicht.

  2. Einfach mal Danke für diesen Artikel. Eine Wohltat nach den ganzen Hass/Gewaltparolen die mir die letzten Tage von Tierschützern vor die Augen kamen. Die Krönung von allem Unterirrdischen war der Vergleich zum Holocaust, der hat mir sogar Tränen in die Augen getrieben, mich schüttelt es immer noch. Bei allem Verständnis für die hilflose Wut der Tierschützer, da fielen Masken, die ich lieber nie gesehen hätte.

    Zitat:
    Tierschutz ist wichtig, allerdings sollte man darauf achten, dass hier die Menschenrechte, die Menschlichkeit, nicht mit Füßen getreten wird.

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, Danke.

  3. Ich stimme Ihnen teilweise zu. In Rumänien ist mitnichten das ganze Volk für die Tötung der Hunde. Es ist sogar der kleinere Teil. Es gibt in diesem Land wundervolle Menschen, die sich aufopfernd um die Tiere kümmern.
    Leider sind die gewaltbereiten nicht durch ein Gesetz „gedrosselt“.
    Aber Tierschutz ist immer ein emotionalies Thema bei dem viele ihre Unmut kundtun ohne Nachzudenken. Auch werden leider viele Postings geteilt ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen.

    Jedoch bin ich selbst der Ansicht, dass der Begriffsvergleich „Holocaust“ nicht ganz abwegig ist. Nur dass hier keine unschuldigen Menschen, sondern Tiere gejagt, gefoltert und getötet werden.
    Ich stelle meinen Lebenswert nicht über den eines Tieres. Ich versuche alles in meiner Macht stehende um so gut wie es geht jedem Tier seine Daseinsberechtigung zu geben.

    Und bevor es jetzt jmd denkt: Nein, ich gehöre nicht zu den neuen „Gutmenschen“ die sich Veganer nennen. Ich esse auch Fleisch. Passe jedoch auf, dass es vom heimischen Bauern kommt.

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